Wege zur Unsterblichkeit – ist ewiges Leben möglich oder nur eine Illusion?

„Zwei Dinge beschäftigen Denkende ihr Leben lang: Die Gewißheit der Endlichkeit des Körpers und die Hoffnung auf ein Weiterleben der Seele.“ – Werner Braun (1951 – 2006), deutscher Aphoristiker

Wie lange möchten Sie leben? Für Forscher, die sich mit dem Thema Langlebigkeit beschäftigen, ist der Alterungsprozess nur ein Patzer in der Evolution. Wie würde Ihr Leben wohl aussehen, wenn es nicht vergänglich wäre? Stellen Sie sich vor, Sie müssten nur ein Elixier einnehmen, um weitere 100 oder sogar 1000 Jahre zu leben? Hätte das wirklich nur Vorteile?

Wussten Sie, dass Google bereits heute ein Drittel seines Milliardenbudgets für Forschung in Projekte mit Schwerpunkt Lebensverlängerung investiert?

Vielleicht steckt hinter dem Wunsch nach Unsterblichkeit eher der Wunsch nach Sterblichkeit zum richtigen Zeitpunkt? Wir erheben mit ihm den Anspruch auf Sterbeautonomie. Der Tod scheint uns gewiss, aber der Zeitpunkt des Sterbens ist ungewiss. Er kommt entweder zu früh oder zu spät, eben nie zum richtigen Zeitpunkt.

Zu früh, wenn wir gerade in der schönsten Phase unseres Lebens sind. Wenn die Liebe in der Partnerschaft ihren Höhepunkt erreicht, wenn man die Freude und das Abenteuer Leben durch Reisen in ferne Länder spürt, oder wenn einem die Kreativität schlaflose Nächte bereitet.

Zu spät, wenn wir zu weit gegangen sind, die Schwelle zu einem kaum noch lebenswerten Dasein überschritten haben. Dann, wenn uns zahllose Maschinen und Schläuche begleiten, anstatt von unserer Familie umgeben zu sein.

Beinhaltet der Wunsch nach einem unendlichen Leben nicht auch, dass wir die Endlichkeit schätzen lernen? Wären wir wirklich glücklicher, wenn alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen würden? Wenn wir unendlich lange leben könnten, wären wir überhaupt noch motiviert? Spätestens nach der zehnten Staffel einer Fernsehserie wie ‚Babylon Berlin‘ herrscht gähnende Langeweile – was dann?

Der Traum vom ewigen Leben scheint so alt zu sein wie die Menschheit selbst. Mythen, Religionen und Sagen ranken sich um magische Elixiere, mit denen wir den Tod überwinden können. Aber was genau bedeutet Unsterblichkeit eigentlich? Wenn wir vom ewigen Leben sprechen, dann kann sich dies auf die Unvergänglichkeit der Seele oder die tatsächliche Unsterblichkeit des Körpers beziehen. Das ewige Leben in einer anderen Dimension – ob wir das nun als Seele, Geist oder Bewusstsein bezeichnen wollen – spielt in praktisch jeder Religion eine wichtige Rolle.

Die Geschichte der Unsterblichkeit

Historiker nennen das Gilgamesch-Epos der Sumerer als die früheste dokumentierte Jagd nach Unsterblichkeit. Der König von Uruk lebte vermutlich rund 3000 Jahre vor Christus. Das Epos wurde in Keilschrift auf Tontafeln verfasst, wobei die ältesten Tafeln rund 2000 vor Christus gekerbt wurden.

Besonders exzessiv war der Glaube an die Unsterblichkeit bei den alten Ägyptern ausgeprägt. Eine ganze Kultur lebte im Bann des jenseitigen Lebens. Der Körper sollte erhalten bleiben und wurde mumifiziert, um in das Totenreich zu gelangen. Dies war in der Regel nur der Oberschicht möglich, da es mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden war.

Der griechische Historiker Herodot berichtete im fünften Jahrhundert vor Christus von einer Wasserquelle, die den Äthiopiern ein langes Leben bescheren sollte. Eine Art Jungbrunnen tauchte auch in den Biografien Alexanders des Großen auf. Auf einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren sieht man alte, kränkliche Frauen in ein Bad steigen, die auf der anderen Seite jung und schön wieder herauskommen.

Der Jungbrunnen - Gemälde von Lucas Cranach
Der Jungbrunnen – Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren

Ein wesentlicher Aspekt im Hinduismus ist die Reinkarnation. Sie besagt, dass man in einem zukünftigen Leben in einem anderen Körper – was auch Tiere und Pflanzen einschließt – wiedergeboren wird. Im Buddhismus liegt der Fokus auf der Auflösung ins Nichts – auch als Nirwana bezeichnet – welches die endgültige Befreiung vom Lebenskreislauf bedeutet. In den christlichen Kirchen gab es zu früheren Zeiten immer wieder Streit darüber, ob man am jüngsten Tag als Seele aufersteht oder der Körper selbst ins Leben zurückkehrt.

Im alten Testament werden Personen genannt, die wesentlich älter geworden sind als wir heute. Adam wurde angeblich 930 Jahre alt (Gen 5,3–5). Metuschelach zeugte noch im Alter von 187 Jahren seinen Sohn Lamech, und starb erst mit 969 Jahren. Ein wahrhaft biblisches Alter erreichte auch Jered mit 962 Jahren (Gen 5,18–20). Abraham starb im relativ jungen Alter von 175 Jahren (Gen 25,7–10).

Die Idee von ewigem Leben, Tod und Wiedergeburt beflügeln unsere Fantasie und die wissenschaftliche Forschung gleichermaßen. Für die Film-Industrie bleibt das Thema Unsterblichkeit ein Kassenschlager. Von Highlander, Dracula, Blade, Underworld bis zur Twilight-Saga in fünf Kapiteln bietet das Thema reichlich Unterhaltung.

Manche Zukunftsforscher sind davon überzeugt, dass Menschen in nicht allzu ferner Zukunft ewiges Leben haben können. Aber wäre ein unendliches Leben wirklich noch lebenswert? Was passiert, wenn Sie als Einziger ewiges Leben besitzen? Würde es nicht irgendwann frustrierend sein, wenn alles um sie herum ständig vergeht und stirbt? Würden wir noch begeistert sein, die Welt zu verbessern, oder wären wir bald nur noch gelangweilt? Was, wenn wir bereits unsterblich sind, aber es nicht realisieren? Kann es sein, dass wir Geist und Körper miteinander verwechseln und dadurch auf der falschen Ebene nach Unsterblichkeit suchen?

Begeben Sie sich mit mir auf eine Reise zu den spannenden Aspekten des ewigen Lebens. Warum leben wir heute viel länger als früher? Welche Methoden für ein längeres Leben gibt es mittlerweile, und warum ist der Tod eines der wichtigen Instrumente der Evolution?

Wir leben heute etwa dreimal so lange wie im Mittelalter

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen steigt statistisch gesehen jeden Tag um sechs Stunden. Ein 28-jähriger Mann wird heutzutage mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit mindestens 95 Jahre alt. Ein in Deutschland geborenes männliches Kind wird heute im Durchschnitt 78,6 Jahre alt. In Baden-Württemberg gibt es derzeit die höchste  Lebenserwartung in Deutschland. Ein neugeborener Junge kann hier heutzutage auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,7 Jahren bauen. Bei einem neugeborenen Mädchen sind es sogar 84,1 Jahre. Die deutschen Männer liegen damit auf Platz 29 auf einer Liste von 174 Ländern. Die deutschen Frauen werden im Schnitt sogar 4,7 Jahre älter, erreichen damit ein Alter von 83,3. Der weltweite Durchschnittswert liegt allerdings erheblich niedriger und ist für Männer bei 70,4 Jahren und für Frauen bei 74,9 Jahren.

Spitzenreiter im Altern sind die Menschen aus Hongkong. Dort werden die Männer im Durchschnitt 82,3 Jahre alt, und bei den Frauen liegt der Wert sogar bei 87,7 Jahren. Am unteren Ende der Liste finden wir die Zentralafrikanische Republik und Lesotho. Männer erreichen dort ein Durchschnittsalter von 50,6 Jahren, und Frauen 57 Jahre. Der Unterschied zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellenletzten beträgt über 30 Jahre!

Die Statistik aus den verschiedenen Länderdaten zeigt noch weitere bemerkenswerte Fakten auf. So stieg die Lebenserwartung von 1960 bis 2018 bei den Männern um 19,7 Jahre, und bei den Frauen sogar um 20,3 Jahre. Am ältesten werden Menschen in Australien und Neuseeland, dicht gefolgt von Europa und Amerika. Am untersten Ende der Liste befindet sich Afrika.

Werfen wir einen Blick zurück: Etwa um die Jahrhundertwende wurden Männer und Frauen im Schnitt nur 46 Jahre alt. Noch niedrigere Zahlen finden wir im Mittelalter (500 – 1500 n. Chr.), als unzählige Kriege, Naturkatastrophen, Seuchen und Hunger das Leben der Menschen bedrohten. Frauen wurden im Durchschnitt nur 25 Jahre alt, und Männer erreichten gerade einmal 32 Jahre. Mindestens 40 Prozent der Kinder starben vor dem Erreichen der Pubertät. 10 – 20 Prozent der Kinder starben im ersten Lebensjahr. Die Lebenserwartung war bei Frauen geringer, da sie durch die vielen Schwangerschaften und Geburten und fehlende Hygiene bei den Geburten gefährdeter waren als Männer.

Das heutige Durchschnittsalter in Europa ist fast dreimal so hoch wie im Mittelalter.

Kane Tanaka
Kane Tanaka mit 117 Jahren © Augsburger Allgemeine

Der älteste Mensch der Welt, laut Guinnessbuch der Rekorde, ist seit März 2019 die Japanerin Kane Tanaka mit einem Alter von 117 Jahren. Als Geheimnisse ihres biblischen Alters nannte sie einmal: Familie, Schlaf und Hoffnung.

Warum werden wir immer älter?

Optimistische Wissenschaftler gehen davon aus, dass heute schon Menschen leben, die bereits 150 Jahre alt werden können. Was sind die Faktoren, welche unsere Lebenserwartung so stark steigen lassen?

Wohlstand
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Menschen in den entwickelten und wohlhabenden Ländern am ältesten werden. Je wohlhabender ein Land ist, desto besser ist auch meistens sein Gesundheitssystem. Es werden mehr Gelder für die medizinische Infrastruktur, für die Behandlung und Erforschung von Krankheiten, aber auch für gesundheitliche Aufklärung und Prävention zur Verfügung gestellt. Ein hoher Wohlstand ist auch von politischer und sozialer Stabilität geprägt. So sind Bürgerkriege, Seuchen oder Hungersnöte, die in Entwicklungsländer die durchschnittliche Lebenserwartung nach unten drücken, hier selten. Mit steigendem Wohlstand erhöht sich auch die Lebensfreude, was ein entscheidender Faktor für ein langes Leben ist.

Medizinischer Fortschritt
Ein langes Leben ohne die medizinischen Verbesserungen ist undenkbar. Im Mittelalter wurden mehr als die Hälfte der Kinder keine 14 Jahre alt. Mit dem Rückgang der Armut sowie zunehmendem Wissen und Angebot im Gesundheitswesen sank die Kindersterblichkeit weltweit sehr schnell: von 18,2 Prozent im Jahr 1960 auf 4,3 Prozent im Jahr 2015. Die Verlängerung des Lebens ist heute auf eine sinkende Sterblichkeit bei den über 65-Jährigen zurückzuführen. Fortschritte bei der Prävention und Behandlung typischer Altersleiden wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind hier entscheidende Faktoren. Die Chance einen Herzinfarkt zu überleben hat sich innerhalb der letzten 40 Jahren verfünffacht.

Bessere Arbeitsbedingungen
Während der Industrialisierung mussten Arbeiter noch körperlich hart arbeiten. Wochenenden gab es oft nicht, und die Arbeitszeit erstreckte sich nicht selten über sieben Tage. Sie lag um das Jahr 1870 noch bei bis zu 78 Stunden pro Woche. Der körperliche Verschleiß hatte einen frühen Tod zur Folge. Nicht selten verunglückten Arbeiter tödlich. Mit dem Umbruch der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft sind viele gefährliche und körperlich anstrengende Arbeiten weggefallen.

Gesündere Lebensweise
Trotz zunehmender Schadstoffe und Rückständen von Mikroplastik in unserer Nahrung begünstigt eine ausgeglichene Ernährung, reichlich Bewegung und vor allem der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten ein langes Leben. Die Deutschen leben zunehmend gesundheitsbewusster. Der Gemüseverbrauch pro Kopf in Deutschland hat sich von 1935 bis heute auf 97,1 Kilogramm fast verdoppelt. Der Fleisch- und Alkoholkonsum ist seit Beginn der 1990er-Jahre deutlich gesunken. Ebenfalls treiben viele Menschen heute mehr Sport, und das noch bis ins hohe Alter.

Wirksamere soziale Fürsorge
Ein in Deutschland flächendeckendes soziales Fürsorgesystem garantiert ein menschenwürdiges Existenzminimum und schützt Notleidende vor Armut und Elend. Was nicht bedeuten muss auch ein Dach über dem Kopf zu haben. Europa erlebt im Moment sogar eine Tendenz zur wachsenden Verarmung, welche auch den untersten Bereich der Mittelklasse betrifft.

Die wichtigsten Stützpfeiler sind die Sozialgesetzgebung bzw. Sozialgesetze, welche vom deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck ab dem Jahr 1883 aufgebaut wurden. Es war eine Reaktion auf die im Zuge der Industrialisierung entstandene soziale Not der Arbeiterschaft. Die Armenfürsorge war bis zu diesem Zeitpunkt vor allem von Gemeinden, Kirchen und privaten Wohlfahrtsorganisationen organisiert. Während sich etwa die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung 1925 noch auf 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beliefen, stieg der Anteil von 3,2 Prozent im Jahr 1960 auf heute rund 6,5 Prozent. Mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 erhalten auch Pflegebedürftige Sach- oder Geldleistungen, die ein gesichertes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen.

Verbesserte Hygiene
Sauberes Trinkwasser, flächendeckende Sanitäreinrichtungen und eine geregelte Abwasser- und Müllentsorgung haben bedeutend zu einem Anstieg der Lebenserwartung geführt. Tödliche Infektionskrankheiten wie Cholera, Tuberkulose oder Typhus, an denen im 19. Jahrhundert noch viele Menschen starben, sind nahezu ausgelöscht. In den Entwicklungsländern sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO bis zu acht Prozent der Todesfälle auf unzureichende Wasserversorgung und schlechtes Abwassermanagement zurückzuführen.

Höheres Bildungsniveau
Zahlreiche Studien belegen, dass Bildung und Gesundheit in Relation miteinander stehen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Einstellungen, Überzeugungen und Werte, die sich bereits früh im Leben unter dem Einfluss der elterlichen Erziehung und der Bildungsinstitutionen entwickeln. Höhere Bildung führt in der Regel dazu, dass Menschen häufiger zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Sie engagieren sich mehr für die Allgemeinheit und haben dadurch oft ein erfüllteres Leben.

Ein höheres Bildungsniveau führt in der Regel auch zu einem besseren Einkommen, was folglich auch eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet. Menschen mit einem höheren Einkommen arbeiten selten in körperlich anstrengenden Berufen, und haben außerdem weniger Existenzsorgen. Verkehrsunfälle und Selbstmorde sind unter den Besserverdienern wesentlich seltener zu finden als in allen anderen Bevölkerungsgruppen.

Warum altern wir?

Das Altern scheint ein biologischer Prozess zu sein, der den Menschen von der Geburt bis zum Tod begleitet. Grundsätzlich wird jeder biologische Organismus älter. Ein Rekordhalter im alt werden unter den Wirbeltieren ist der im Nordatlantik vorkommende Grönlandhai. Forscher haben herausgefunden, dass diese Meeresbewohner bis zu 400 Jahre alt werden. Sie sind damit die langlebigsten Wirbeltiere der Welt. Sie wachsen sehr langsam und werden erst mit 200 Jahren geschlechtsreif. Auf der entgegengesetzten Seite der Lebenserwartung finden wir die Eintagsfliege. Ihre maximale Lebensdauer beträgt 24 Stunden, aber manche leben gerade mal fünf Minuten.

Doch warum ist das so und welchen Sinn hat das Altern? Bislang können Experten dazu noch keine eindeutigen Aussagen treffen. Es gibt inzwischen aber reichlich Erkenntnisse und auch verschiedene Theorien, die besagen, dass das Altern sowohl auf interne als auch externe Faktoren zurückzuführen ist.

Älteres Paar auf einer Insel
Älteres Paar auf einer Insel in Asien

Die Theorie der Programmierung
Diese Theorie geht davon aus, dass der menschliche Körper von Natur aus darauf angelegt ist zu altern, und dass es einen bestimmten biologischen Zeitrahmen gibt, der alle Organismen unterliegen. Theorien dieser Art teilen die Vorstellung, dass das Altern natürlich ist und in den Körper ‚einprogrammiert‘ wird.

Die Theorie der Fehler
Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Alterung durch Umweltschäden an den Systemen des Körpers verursacht wird, die sich im Laufe der Zeit anhäufen. Die Abnutzungstheorie behauptet, dass sich Zellen und Gewebe einfach abnutzen. Die Theorie vom Stoffwechsel geht davon aus, dass ein Organismus umso kürzer lebt, je schneller er Sauerstoff verbraucht. Weiterhin vermutet man, dass die Oxidation von Proteinen zu weitreichenden Veränderungen in ihrer Struktur führt.

Wenn die Schädigung des Proteins von der Zelle nicht repariert oder das geschädigte Protein vollständig beseitigt werden kann, führt dies zu einer Ansammlung (Akkumulation) defekter oxidierter Proteine in der Zelle, welche das Alter des Organismus begrenzt. Eine weitere Theorie beschäftigt sich mit freien Radikalen in der Umwelt, die Schäden an Zellen verursachen, welche schließlich deren Funktion beeinträchtigen. Eine weitere verbreitete Theorie geht von somatischen DNA-Schäden aus, welche durch die genetischen Mutationen zu Fehlfunktionen von Zellen führen.

Die genetische Theorie des Alterns
Studien haben gezeigt, dass die Genetik eine wichtige Rolle bei der Alterung spielen kann. In einer Studie konnten Forscher, als sie Zellen mit bestimmten Genen aus den Organen von Mäusen entnahmen, die Lebensspanne der Tiere um bis zu 35 Prozent verlängern. Die Bedeutung dieser Experimente für den Menschen ist nicht bekannt, aber die Forscher sind der Meinung, dass die Genetik für einen Großteil der Unterschiede beim Altern von Menschen verantwortlich ist.

Zu den Schlüsselkonzepten der Genetik und des Alterns gehören die Gerontogene. Als Gerontogene werden sogenannte ‚Langlebigkeitsgene‘ bezeichnet, die durch eine Funktionsverlustmutation die Lebensspanne um 40 bis 100 Prozent verlängern können. Entdeckt und nachgewiesen wurden sie bis jetzt lediglich am Fadenwurm und an der Fruchtfliege. Dennoch wird postuliert, dass sie auch beim Menschen eine Rolle spielen. Die Zellalterung ist der Prozess, durch den sich Zellen im Laufe der Zeit verschlechtern. Telomere sind Strukturen am Ende der DNA, die schließlich angereichert werden, was dazu führt, dass die Zellen aufhören, sich zu reproduzieren. Ein weiterer altersbedingter Schlüssel sind Stammzellen. Dies sind Zellen, die zu jeder Art von Zelle im Körper werden können und die Fähigkeit besitzen, alterungsbedingte Schäden zu reparieren.

Die biochemische Theorie des Alterns
Unabhängig davon welche Gene Sie geerbt haben, Ihr Körper durchläuft andauernd komplexe biochemische Reaktionen. Einige dieser Reaktionen führen zu Schäden und letztlich zur Alterung des Körpers. Wichtige Konzepte in der Biochemie des Alterns sind die bereits erwähnten instabilen Sauerstoffmoleküle, die Zellen schädigen können. Bei der Proteinvernetzung kommt es zu einem Überschuss an Zucker im Blutstrom, der dazu führen kann, dass Proteinmoleküle buchstäblich zusammenkleben.

Das Konzept der DNA-Reparatur besagt, dass aus unbekannten Gründen die Systeme im Körper, die die DNA reparieren, bei älteren Menschen weniger effektiv zu werden scheinen. Des Weiteren gibt es sogenannte Hitzeschockproteine, welche den Zellen dabei helfen Stress zu überleben. Diese sind bei älteren Menschen in geringerer Zahl vorhanden. Zu guter Letzt haben wir noch die Hormone, welche sich mit zunehmendem Alter verändern, und dadurch auch Veränderungen in Organsystemen und anderen Funktionen verursachen.

Anti-Aging Produkte liegen im Trend

Angetrieben von dem Wunsch, jünger zu erscheinen als es dem Alter entspricht, werden weltweit jährlich 100 Milliarden Euro für Anti-Aging-Produkte ausgegeben. Die Hautpflegeindustrie hat den größten Anteil daran, da sich die Menschen hauptsächlich auf das Aussehen ihrer Haut konzentrieren. Sonnenschutzmittel sind das beliebteste Segment, da sie die Haut vor vorzeitiger Faltenbildung und Verfärbung bewahren und sie auch vor den schädlichen UV-Strahlen schützen. Auf Sonnenschutzmitteln folgen Anti-Falten-, und Anti-Pigmentierungs Produkte.

Anti Aging Produkt
Anti Aging Produkt

Der riesige Markt der Anti-Aging-Produkte teilt sich in fünf Bereiche auf:

  1. Frei verkäufliche Gesichtspflegeprodukte: Dabei handelt es sich um Cremes, Masken, Gels und Produkte aus Vitamin- und Kräuterextrakten, die direkt auf das Gesicht aufgetragen werden und ohne Rezept gekauft werden können.
  2. Verschreibungspflichtige Gesichtspflegeprodukte: Hierbei handelt es sich um Cremes, Masken und Gels, die auf das Gesicht aufgetragen werden und die von einem Arzt verschrieben werden müssen.
  3. Injektionstherapien: Hierbei handelt es sich um nicht-chirurgische Verfahren, die Gesichtsinjektionen umfassen, wie z.B. Botox, Kollageninjektionen, Injektionen zur Fettvermehrung (Filler) und Gesichtsinjektionen zur Entfernung von Besenreisern (Sklerotherapie).
  4. Hautauffrischungstherapien (Skin Resurfacing): Hierbei handelt es sich um nicht-chirurgische Verfahren, die die Oberfläche der Haut im Gesicht verändern, einschließlich chemischer Peelings, Mikrodermabrasion, Laser-Skin-Resurfacing, Lichtbehandlungen im Gesicht und Laser-, Photoderm- oder Strombehandlung von Besenreisern im Gesicht.
  5. Chirurgische Verfahren: Dazu gehören invasive kosmetische Eingriffe im Gesicht, wie z.B. Facelifts, Lidoperationen und Stirnoperationen.

Aus einer Umfrage in den USA geht hervor, dass es für die Hälfte der Männer und Frauen wichtig ist, für den beruflichen Erfolg jung auszusehen. Frauen sind eher als Männer der Meinung, dass jung aussehen ein wichtiger Faktor für das persönliche Glück ist. Viele Menschen haben auch Angst davor, bei der Arbeit durch jemand Jüngeres ersetzt zu werden.

Die erstaunlichsten Methoden ewig zu leben

Ray Kurzweil ist einer der weltweit führenden Erfinder, Denker und Futuristen mit einer dreißigjährigen Erfolgsgeschichte präziser Vorhersagen. Ray war der Haupterfinder des ersten CCD-Flachbettscanners, der ersten optischen Omni-Font-Zeichenerkennung, der ersten Print-to-Speech-Lesemaschine für Blinde, des ersten Text-to-Speech-Synthesizers, des ersten Musiksynthesizers, der in der Lage war, den Flügel und andere Orchesterinstrumente nachzubilden, und der ersten kommerziell vermarkteten Spracherkennung für einen erweiterten Wortumfang. Er hat außerdem sechs nationale Bestseller geschrieben, darunter ‚The Singularity Is Near‘ (2005) und ‚How To Create A Mind‘ (2012).

Der Chef-Futurist von Google sagt, dass die Menschen bis 2029 ewiges Leben haben werden.

„Die in diesem Jahr geschaffene nichtbiologische Intelligenz wird ein Niveau erreichen, das eine Milliarde Mal mächtiger ist als alle menschliche Intelligenz heute“, sagte Kurzweil in einem Interview. „Ich glaube, dass wir um das Jahr 2029 herum einen Punkt erreichen werden, an dem die medizinische Technologie jedes Jahr ein zusätzliches Jahr zu Ihrer Lebenserwartung beitragen wird. Damit meine ich nicht die Lebenserwartung aufgrund Ihres Geburtstages, sondern vielmehr Ihre verbleibende Lebenserwartung“.

Bei Kurzweil wurde bereits mit 35 Jahren ein hoher Cholesterinspiegel und Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Die Diagnose des Typ-2-Diabetes war für Kurzweil ein Weckruf, weshalb er sich umfassend über die neueste Ernährungsforschung informierte. Er unterzog sich einer strikten Diät und reduzierte seine Fettaufnahme. Die radikale Umstellung seines Essverhaltens zahlte sich aus, da er sowohl sein Diabetes als auch seinen hohen Cholesterinspiegel rückgängig gemacht hat, und dabei etwa 18 kg Körpergewicht verlor.

Wie die Financial Times berichtete, nahm der Futurist früher 250 Pillen pro Tag zu sich, die er nun auf 100 reduziert hat. Er gibt im Jahr ein paar tausend Dollar für Vitamine und Nahrungsergänzungen aus, und verbringt einen Tag in der Woche in einer Arztpraxis, in der er eine intravenöse Behandlung bekommt, um ewig zu leben. Er glaubt, dass Altern eine Krankheit ist, die irgendwann in ferner Zukunft geheilt werden kann.

Ray Kurzweil
Ray Kurzweil – Bild © SuperhumanTalks

Falls der Plan mit Pillen und Vitaminen nicht funktioniert, hat Kurzweil die Kryokonservierung seines Körpers kurz nach seinem Tod veranlasst. Es ist die Hoffnung, wiederbelebt zu werden, wenn die medizinische Wissenschaft ein Heilmittel für das gefunden hat, an dem er gestorben ist. Ich kann es mir nicht verkneifen, aber ich wundere mich, dass er bei der Einnahme von 100 Pillen am Tag immer noch lebt.

„Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Übeln, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus; er versetzt uns in jene Ruhe zurück, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.“

– Seneca (römischer Philosoph)

In seinem 2012 erschienenen Buch ‚How to Create a Mind‘ sagte Kurzweil, dass der Neokortex des menschlichen Gehirns 300 Millionen Prozessoren für die Mustererkennung enthält, die für das menschliche Denken verantwortlich sind. Diese Prozessoren könnten künstlich nachgebildet werden, damit in Zukunft einmal die künstliche Intelligenz die menschlichen Fähigkeiten übertreffen könnte.

Das würde das menschliche Gehirn aber nicht obsolet machen. Indem wir unsere Gehirne mit Computern in der Cloud verbinden, könnten wir Menschen die Grenzen unserer eigenen Rechenfähigkeit erweitern. Wenn wir in die späten 2030er oder 2040er-Jahre kommen, sagt Kurzweil, wird unser Denken überwiegend nicht-biologisch sein, und der nicht-biologische Teil wird letztlich so intelligent sein, und eine so große Kapazität haben, dass er in der Lage sein wird, den biologischen Teil vollständig zu modellieren, zu simulieren und zu verstehen. Wir werden in der Lage sein, unsere Gehirne vollständig in die Cloud hochzuladen, wo sie unsterblich werden.

Tiefgekühlt besser in die Zukunft

Der ehemalige Gerontologie-Professor Klaus Sames, mittlerweile 81 Jahre alt, hat keinerlei Interesse am sterben. Er sagt: ‚Ich möchte nur leben, alles andere ist mir ziemlich wurscht.‘ Wenn der Moment des Herzstillstands bei Klaus Sames eintritt, läuft die Stoppuhr. Mediziner, Bestatter und Fachleute setzen sich in Gang, um ihn zu konservieren.

Bei der Kryonik oder Kryostase werden einzelne Organe bei extrem tiefen Temperaturen konserviert. Diese Technik der Kryokonservierung wird sowohl bei pflanzlichen als auch bei tierischen Zellen angewandt. Beim Menschen werden bereits seit einigen Jahren Spermien, Eizellen und Embryonen tiefgefroren. Bei der Berliner Samenbank können Männer ihre Spermien einlagern. Die Analyse kostet €300 und für eine sechsmonatige Lagerung bezahlt man €180. Bei Seracell und VivaNeo können Frauen ihre Eizellen einfrieren, was derzeit mit etwa 2500 Euro Kosten für Entnahme und Konservierung verbunden ist.

Die Organe oder Zellen werden in flüssigem Stickstoff eingetaucht und in weniger als einer Sekunde auf minus 196 Grad Celsius schockartig gekühlt. Bei einem weiteren Verfahren wird die Temperatur über zwei Wochen langsam auf diesen Punkt gebracht. Dadurch können die eingefrorenen Organe über einen sehr langen Zeitraum in einer Art Kältestarre erhalten werden. Sämtliche Stoffwechselvorgänge kommen fast vollständig zum Erliegen. Bei minus 196 Grad Celsius kann man keinerlei Zellaktivität mehr beobachten. Wenn die Zellen aufgetaut werden, können sie ihre normalen Lebensprozesse wieder aufnehmen. So lassen sich z.B. Embryonen in die Gebärmutter einpflanzen.

Einfrieren
Einfrieren und damit ewig leben?

Um die zelluläre Vernichtung durch Kristallbildung zu verhindern, wird seit wenigen Jahren auf die bewährte Methode der Vitrifikation (Verglasung) zurückgegriffen. Dadurch verfestigen sich die Zellen in einen glasähnlichen Zustand und es wird möglich, die Bildung von Eiskristallen zu verhindern und die Zellen so vor Schäden zu schützen.

Aber die Kryoniker möchten einen Schritt weitergehen und versuchen den kompletten Körper eines Menschen zu konservieren. Seit 1967 werden in den USA Tote eingefroren, um ihre Zellen vor dem Zerfall zu bewahren. Der Erfinder der Kryonik, der US-Physiker Robert Ettinger, erlangte 1962 mit seinem Buch ‚Die Aussicht auf Unsterblichkeit‘ weltweites aufsehen.

Die Alcor Life Extension Foundation ist neben dem Cryonics Institute (CI) einer der zwei großen Non-Profit-Anbieter in den USA. Ein weiterer kommerzieller Anbieter befindet sich in Russland. Über 3500 Interessenten aus aller Welt haben sich bereits vormerken lassen, um sich nach dem Tod kryokonservieren zu lassen. Je nach Anbieter und Art der Aufbewahrung investieren sie zwischen 30.000 und 200.000 Euro. Aber die Technik ist experimentell und weit entfernt perfekt zu sein. Von einer schnellen Wiedergeburt in der Zukunft ist die Wissenschaft gegenwärtig noch weit entfernt.

Viele Probleme sind im Moment noch ungelöst. So weiß man z. B. noch nicht genau, wie man den Gefrierschutz wieder aus den Zellen des Körpers und des Gehirns bekommt. Beim Einfrieren bilden die Körperflüssigkeiten Eiskristalle, die sich ausdehnen und die Zellwände zerstören. Bei einzelnen Zellen kann man diesen Vorgang mittels biologischer Frostschutzmittel kontrollieren, nicht aber bei komplexen Organismen wie dem Menschen. Deshalb fragen sich viele, ob die derzeit eingefrorenen Personen jemals erfolgreich wiederbelebt werden können.

Zwar gelingt es inzwischen Fadenwürmer aus dem Tiefkühlzustand zu erwecken – aber vom Auftauen komplexer Strukturen wie dem Gehirn sind wir noch weit entfernt. Neue Verfahren des Auftauprozesses, sowie der weitere Fortschritt der Nanotechnologien sollen die Technik irgendwann perfektionieren. Winzige Nanoroboter könnten es ermöglichen die Zellen, die durch Kryokonservierung beschädigt wurden, wieder zu reparieren.

Digitale Vervielfältigung Ihrer geistigen Essenz

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Möglichkeit das Gehirn eines Menschen präzise und detailliert zu scannen, um es dann in einer Computersimulation nachzubilden. Ihr Verstand, alle Ihre Erinnerungen, Emotionen und Ihre Persönlichkeit würde dupliziert werden. Es würde nun eine neue und ebenso gültige Version von Ihnen in einer potenziell unsterblichen, digitalen Form existieren.

Diese futuristische Möglichkeit wird ‚Mind-Uploading‘ genannt. Wissenschaftler, die sich eingehend mit dem Gehirn und dem Bewusstsein beschäftigen, legen diese Möglichkeit nahe. Die Technologie wird wahrscheinlich noch hunderte von Jahren auf sich warten lassen, bis alle Details vollständig verstanden und entwickelt sind. Einen Ausblick darauf gibt Ihnen der Science-Fiction-Thriller Transzendenz mit Johnny Depp, der sein Gehirn mit einem Computer vernetzt und eine neue Stufe der Schöpfung erreicht.

Das menschliche Gehirn enthält etwa 86 Milliarden Neuronen, die durch etwa 100 Billionen Synapsen miteinander verbunden sind. Informationen fließen und verwandeln sich durch diese riesigen, miteinander verbundenen Netzwerke in komplexe und unvorhersehbare Muster, wodurch angeblich der Geist entsteht.

Transzendenz
Transzendenz – das Überschreiten der Grenzen von Erfahrung und Bewusstsein

Ein Team von Wissenschaftlern am Albert Einstein College für Medizin hat vor Kurzem mithilfe eines Elektronenmikroskops das komplette Konnektom (das Muster der Konnektivität zwischen allen Neuronen) in einem Rundwurm, einem winzigen Lebewesen mit etwa 300 Neuronen, abgebildet. Die Aufgabe dauerte fast 10 Jahre!

Einmal angenommen, folgendes wäre jetzt schon möglich. Sie gehen in ein Upload-Center, um Ihr Gehirn scannen zu lassen. Alle Ihre Synapsen werden in ausreichender Detailgenauigkeit erfasst, um Ihren Verstand nachzubilden. Ihr sozusagen zweites Ich bekommt einen virtuellen Körper, der mit Ihrem Gesicht und Ihrer Stimme in eine virtuelle Umgebung einprogrammiert wird. Während Sie vom Upload-Center nach Hause fahren erwacht Ihr zweites Ich im virtuellen Raum. Ihr virtueller Zwilling erinnert sich an alles und stellt fest, dass das virtuelle Klonen funktioniert hat. Er findet sein simuliertes Smartphone und ruft die Nummer an, die früher die Ihre war. „Hallo: Ich bin es, ich meine Du.“ An dieser Stelle überlasse ich den Rest des Dialogs Ihrer Fantasie.

„Wozu das Ganze?“, werden Sie sich vielleicht fragen. Das virtuelle Klonen würde Menschen in einem unbegrenzten Leben nach dem Tod bewahren. Oft passiert das heute schon im Internet, allerdings in sehr begrenzter Form. Denken Sie an Google, Facebook und die zahlreichen anderen sozialen Netzwerke. Falls nicht jemand nach Ihrem Tod diese persönliche Datenkapsel löscht, leben Sie dort für immer.

Stellen Sie sich vor Familien könnten ein gemeinsames Essen oder eine Familienfeier mit der virtuellen Großmutter haben. Die Großmutter würde zwar nur auf dem Bildschirm sichtbar sein, aber sie könnte mit anderen Familienmitglieder in Dialog treten. Sie kennt Sie und Ihre Geschichte, und sie kann auf Ereignisse in der Vergangenheit Bezug nehmen. Oft ist es diese Art von idealisiertem Leben nach dem Tod, das sich Menschen wünschen, wenn sie über die Vorteile eines Bewusstseins-Uploads oder dem virtuellen Klonen nachdenken.

Unsterblich werden durch Kinder

Millionen Arten von Insekten und Reptilien bis hin zu Fischen, Vögeln und Säugetieren haben Sex, um sich fortzupflanzen. Seit etwa dreieinhalb Milliarden Jahren hält die Evolution ihr Überleben auf diese Weise in Gang. Elternschaft bedeutet eine tiefe, persönliche Beziehung zu den eigenen Kindern – nicht selten sogar eine zwanghafte Identifizierung mit ihnen.

Affen Familie mit Nachwuchs
Affen Familie mit Nachwuchs

Drückt sich der Wunsch nach Unsterblichkeit nicht auch durch die Weitergabe der eigenen Gene an die Kinder aus? Die Wissenschaft glaubt, dass durch die Gene nur die biologischen Eigenschaften übertragen werden. Falls Sie Kinder haben, dann wissen Sie, dass es weit mehr als das ist.

Wem das alles zu futuristisch klingt, und wer einfach nur lange und gesund leben möchte, der kann auch mit ganz einfachen Mitteln seine Lebensspanne deutlich erweitern.

Wie wird man steinalt?

Wer wünscht sich das nicht? Ein hohes Alter erreichen voller Glück und Gesundheit? Wie lange wir im Schnitt leben, hängt von unserer Lebensweise, der Umwelt, aber auch von unseren Genen ab. Bisher galt die Annahme, dass Langlebigkeit in der Familie liegt. Forscher haben diese Annahme nun wissenschaftlich untersucht, und die Lebensdauer anhand der Erblichkeit überprüft.

Graham Ruby von Calico Life Sciences in San Francisco und seine Kollegen haben einen der bisher größten Datensätze zu diesem Thema ausgewertet. Sie nutzten dazu das Ancestry Portal, welches die Familiendaten von 54 Millionen Mitgliedern und deren rund sechs Milliarden Vorfahren enthält. Die Auswertung ergab, dass die Erblichkeit der Lebensdauer offenbar noch geringer ist als bisher angenommen. Gene machen aller Voraussicht nach nicht mehr als sieben Prozent aus.

Der Kölner Gesundheitsforscher Marcus Lauk hat sich auf eine lange Reise begeben. Dorthin, wo zahlreiche Menschen gesund die magische Zahl von hundert Jahren erreichen. Von Orgosolo, eine Gemeinde auf Sardinien, bis Okinawa in Japan, und von der griechische Insel Ikaria bis Loma Linda in Kalifornien. Er hat mit diesen Menschen gelebt, hat sie nach ihren Erfahrungen und Gewohnheiten befragt, hat ihre Lebensumstände erforscht.

Ist es einfach nur die gesunde Ernährung und viel Bewegung? Oder gibt es noch andere Indikatoren für ein langes, zufriedenes Leben? Seine Erfahrungen hat er in einem Buch mit dem Titel ‚Steinalt und Kerngesund‘ zusammengefasst. Wenn man sich die Reiseroute anschaut, sagt er, dann ist es tatsächlich so, dass diese Orte alle auf einem ähnlichen Breitengrad liegen.

Gute Ernährung
Alle von ihm befragten Hundertjährigen verzehren Obst und Gemüse in großen Mengen, sind aber keine Vegetarier oder leben strikt vegan. Menschen, die vier- bis fünfmal pro Woche Nüsse essen, und zwar in Mengen von jeweils 30 bis 70 Gramm, haben ein um 37 Prozent vermindertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nüsse sind daher eine hoch konzentrierte Nahrung mit extrem hoher Nährstoffdichte. Das bedeutet, man muss von Nüssen nicht sehr viel essen, um satt zu werden. Gleichzeitig tragen bereits kleine Nussmengen enorm zur Deckung des täglichen Nährstoff- und Vitalstoffbedarfs bei. Walnüsse und Haselnüsse liefern bereits 60 Prozent Fett und die Macadamia-Nuss bringt es sogar auf über 70 Prozent Fett.

Aber fast noch wichtiger als die Frage was die besten Nahrungsmittel sind um alt zu werden, ist die Frage was die Hundertjährigen nicht essen. Was Marcus Lauk herausfand, war erstaunlich. Diese Menschen hatten oft über 100 Fastentage pro Jahr, was bedeutet, dass sie knapp ein Drittel des Jahres wenig bis gar nichts essen! In Bezug auf die Lebenserwartung ist das eines der wenigen signifikanten Aussagen, die man wissenschaftlich belegen kann. Generell gilt, dass Menschen, die weniger essen, aber dafür qualitativ hochwertig essen, ein längeres Leben haben.

Eine weitere interessante Studie außerhalb dessen, was Lauk untersucht hat, ist die Relation zwischen Lebenserwartung und Alkoholgenuss. Alkoholiker haben eine um 20 Jahre kürzere Lebenserwartung. Sollte man also am besten auf Alkohol verzichten? So erstaunlich es auch klingen mag, aber Menschen, die gar keinen Alkohol trinken, sterben früher als Gelegenheitstrinker. Genau zu diesem Ergebnis kam eine wissenschaftliche Studie der University of Texas.

Alkohol
Alkohol – zu viel reduziert die Lebenserwartung

Vollständig erklären konnten sich die Forscher das nicht. Allerdings vermuteten sie, dass Menschen gern in Gesellschaft trinken und deshalb ein erfüllteres Sozialleben haben. Ein Glas Rotwein ab und zu mit Freunden hebt nicht nur die Stimmung, sondern entlässt viele Menschen – wenn auch nur für kurze Zeit – aus ihrer Isolation und Einsamkeit. Nicht selten blüht der Humor wieder auf und wir lachen über unser Leben – ein wesentlicher Punkt für ein langes leben.

Reichlich Bewegung
Wissenschaftlich gesehen sollte man rund 2000 bis 3000 Kalorien pro Woche über körperliche Aktivität verbrennen, damit man den größtmöglichen Gesundheitsnutzen erreicht. Giorgios, ein Imker, den Marcus Lauk auf der griechischen Insel Ikaria kennengelernt hat, wandert jeden Tag viele Kilometer zu seinen Bienen und wieder zurück. Wir moderne Stadtmenschen bringen es dagegen auf knapp zehn Gehminuten täglich. Fehlt es uns an Bewegung, dann verkümmert unser Bewegungsapparat, der Stoffwechsel kommt nicht in Gang, Herz und Kreislauf machen schneller schlapp.

Unser Körper ist auf ein bewegtes Leben ausgelegt. Früher fand alle oder fast alle Bewegung während der Arbeit und im Alltag statt. Als im 19. Jahrhundert Tätigkeiten und Berufe aufkamen, bei denen man sich kaum oder gar nicht bewegen musste, wurde Sport immer wichtiger. Die Turn-, Sport- und Fußballvereine haben ihre Wurzeln in dieser Zeit. In den USA fahren manche Menschen mit dem Auto über 30 Minuten zum nächsten Fitnesscenter, um dann in einem verschwitzen, technisiertem Raum ihre Muskeln zu aktivieren. Ein bis zwei Runden um den Wohnblock zu laufen, wäre manchmal schon ausreichend. Noch dazu, besteht dabei die Möglichkeit jemand aus der Nachbarschaft zu treffen!

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern – ich war damals 25 Jahre alt und arbeitete bei Siemens – als mir mein Arbeitskollege das Buch ‚Bewegungstraining‚ von Kenneth H. Cooper in die Hand drückte. Bis dahin dachte ich, Bewegungstraining sei nur etwas für ältere Menschen.

Als Dr. Cooper im Alter von 29 Jahren Wasserski fuhr, dachte er, er hätte einen Herzinfarkt. Im Krankenhaus sagte ihm sein Arzt, er sei einfach nicht in Form, da er 20 Kilogramm zugenommen habe und wegen des Stresses des Medizinstudiums nicht mehr aktiv sei. Diese Gesundheitskrise schockte ihn so sehr, dass er daraufhin sein ganzes Leben in den Dienst der wissenschaftlichen Erkenntnis über Fitness stellte.

Dr. Coopers arbeite über 13 Jahre in der U.S. Air Force und war Fliegerarzt und Direktor des Aerospace Medical Laboratory in San Antonio. Er träumte davon, Astronaut zu werden, und arbeitete mit der National Aeronautics Space Administration (NASA) zusammen, um das Übungsprogramm zur Vorbereitung der amerikanischen Astronauten auf den Weltraum mitzugestalten.

Spaziergang
Spaziergänge in der Natur halten fit

Er entwickelte den 12 Minuten- und den 2,4 Kilometer Fitnesstest. Außerdem stammt das Aerobic-Punktesystem, das heute von Militärorganisationen, Amateur- und Profisportmannschaften, öffentlichen Schulen und Universitäten weltweit eingesetzt wird, auch von ihm. Mithilfe seines Punktesystems kann jedermann seine körperliche Leistungsfähigkeit dauerhaft im Blick behalten.

Gemeinschaftsleben
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Fühlt er sich ausgegrenzt, leidet er darunter, was psychische und physische Folgen haben kann, und letztendlich zu einer reduzierten Lebenserwartung führt. Oft bedeutet das Ausscheiden aus dem Berufsleben auch die Beendigung vieler beruflich bedingter sozialer Beziehungen und Kontakte. Auch der Umzug in ein Senioren-Wohnheim kann eine erhebliche Lebenskrise auslösen. Die in einer Heimstruktur vorgegebenen Bedingungen erzeugen oft eine Situation von Einsamkeit, die für den Einzelnen schwierig bis fast unmöglich zu verändern ist.

Marcus Lauk besuchte in Loma Linda (Kalifornien) eine Glaubensgemeinschaft, bei der viele Rituale im Mittelpunkt des Lebens stehen. Sie finden sich regelmäßig zusammen, um gemeinsam in der Natur zu wandern. Wenn auf Sardinien alte Menschen über die Berge wandern, dann deshalb, um ihre lebenslangen Freunde zu besuchen. So führen sie im doppelten Sinne ein bewegtes Leben. Ein Drittel der über Hundertjährigen auf Okinawa wird gepflegt, ein weiteres Drittel lebt bei der Familie, aber ein Drittel geht noch immer arbeiten.

Sebastian Klüsener, der sich mit demografischem Wandel und Alterung beschäftigt, fand heraus, dass ein Drittel derjenigen, die über 105 Jahre alt geworden sind, in ihrem Geburtsort gestorben sind. Sein Schluss: Wer nicht wegzieht, der hat ein gutes soziales Netz, und das scheint wie ein Jungbrunnen zu wirken.

Die Psyche
Unser moderner Alltag ist zunehmend geprägt von Zeitstress, Leistungsdruck und Perfektionismus. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen über Überlastung klagen. Stress, Burnout und Depressionen nehmen zu. Zu einer gesunden Psyche gehört deswegen auch der Umgang mit Stress. Auf Ikaria in Griechenland und auf Sardinien wird Mittagsschlaf gehalten, im kalifornischen Dorf hält man Sabbat.

Wichtig im Leben sind auch unsere Ziele. Warum stehe ich morgens auf? Die Japaner nennen das Ikigai, was frei übersetzt bedeutet: ‚das, wofür es sich zu leben lohnt‘. Hat ein Mensch sein Ikigai gefunden, dann bewirkt es ein Gefühl der Lebensfreude und der inneren Zufriedenheit. Er wird ein glückliches, gesundes und langes Leben führen.

Ikigai Diagram
Ikigai Diagramm – © Karriere Bibel

Die Japaner gehören zu den ältesten Menschen der Welt – auf der Insel Okinawa leben die meisten Hundertjährigen! Aus ihrer Sicht entspricht Ikigai einem subjektiven Wohlgefühl, dem Empfinden eines Sinngehalts des Lebens, einer Bestimmung, die die Freude lebendig zu sein mit einschließt.

Auch die Art der Medien, die Sie konsumieren (z.B. Bücher, Blogs, Nachrichten, Filme), wirkt sich direkt auf Ihre Lebenseinstellung aus. Wie viel Zeit verwenden Sie darauf negative Schlagzeilen aufzuspüren, und diese an Freunde und Bekannte weiterzugeben? Was waren Ihre letzten eigenen Gedanken?

Auswirkungen der Überalterung auf die Gesellschaft

Das Bewusstsein für die Folgen des demografischen Wandels scheint in der Bevölkerung offenbar zu wachsen. Eine Befragung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigt auf, dass fast zwei Drittel der Befragten den demografischen Wandel vor allem mit Altersarmut, längerer Lebensarbeitszeit und steigenden Rentenbeiträgen verbindet.

Höhere Beiträge zur Krankenkasse
Älter werden ist teuer! Zum Glück der Betroffenen leisten die Krankenkassen einen immer höheren Beitrag gegen den Verfall des Körpers. In der Krankheitskostenrechnung 2015 hat das Statistische Bundesamt aus verschiedenen Datenquellen nahezu sämtliche Ausgaben zusammengetragen, die unmittelbar mit einer medizinischen Heilbehandlung, einer Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbunden sind.

Mit durchschnittlich 1.670 Euro pro Person und Jahr verursachten die 15- bis 30-Jährigen die geringsten Kosten. Ihr Anteil an den gesamten Krankheitskosten lag bei nur knapp 7 Prozent. Fast die Hälfte der gesamten Krankheitskosten wurde 2015 für über 65-Jährige verwendet. Infolge der demografischen Entwicklung kommt es deshalb zu einer außerordentlichen Belastung der nachfolgenden Generationen – mit steigenden Beiträgen oder Leistungskürzungen. Der gesetzlich festgeschriebene allgemeine Beitragssatz der Krankenversicherung im Jahr 2020 beträgt 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen mit einem Beitragsminimum von €320.

Welcher junge Mensch wagt noch den Schritt in die Selbstständigkeit bei einer solchen Kostenspirale?

Demokratie der Rentner
Laut dem statistischen Jahrbuch 2018 wird sich der Anteil der Personen ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 31 Prozent im Jahr 2060 erhöhen. Dadurch wird mehr als jeder dritte Wahlberechtigte mindestens 60 Jahre alt, und die Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe wird mit geschätzten 81 Prozent überdurchschnittlich hoch sein. Bereits jetzt ist diese Generation zur wichtigsten Zielgruppe der großen Parteien geworden.

Geringere Wirtschaftsleistung
Die Produktivität und die Wirtschaftsleistung hängen zu einem großen Teil mit dem Anteil der arbeitenden Bevölkerung zusammen. Mehr Arbeitskräfte bedeutet mehr Wirtschaftsleistung. Bei einer fortgeschrittenen Überalterung geschieht das Gegenteil, falls es nicht zu einer deutlichen Anhebung des Rentenalters kommt. Die gesamte Pflegebranche steht jetzt schon vor einer Krise, da die nötigen Fachkräfte bereits heute kaum gefunden werden. Allerdings sehen sich auch viele Rentner mittlerweile gezwungen wieder Nebenjobs anzunehmen, da durch die massive Inflation die gestiegenen Mietkosten einen Großteil der Rente verschlingen.

Haben wir ein Problem mit dem Tod?

Der Tod ist in unserer westlichen Gesellschaft nach wie vor ein heikles, wenn nicht sogar immer noch tabuisiertes Thema. Sicherlich gibt es mittlerweile eine immer größere Akzeptanz für das Thema, allerdings versuchen wir verzweifelter wie je zuvor dem Tod von der Schippe zu springen – koste es was es wolle.

Der Tod
Der Tod – Wo geht die Reise hin?

Der Tod wird heute oft ins Krankenhaus verlagert. Fast jeder zweite ältere Mensch stirbt bereits in der Klinik, nahezu jeder Dritte im Pflegeheim. Eine Gesellschaft, der der Tod fremd geworden ist, wird möglicherweise eher versuchen, ihn endgültig abzuschaffen.

„Leben wird nicht gemessen an der Zahl von Atemzügen, die wir nehmen; sondern an den Momenten, die uns den Atem nehmen.“

M. Angelou (Schriftstellerin)

Unsere Gesellschaft ist fixiert auf das Materielle und damit auch auf den Körper. Auf genau das Gegenteil trifft man in der östlichen Welt – im Speziellen in Indien. Indiens Kultur ist inzwischen auch durch den westlichen Kulturkreis beeinflusst, behält sich aber den Glauben an ein Kastensystem.

Die Religion des Hinduismus, die in Indien ihren Ursprung hat, und der über 80 Prozent der indischen Bevölkerung angehören, bezieht sich stark auf die rituelle Reinheit, die den einzelnen Kasten zugewiesen wird. Wenn ein Mensch dort als Dalit (unberührbar und unrein) geboren wird, dann gehört er zwar nicht offiziell in das Kastensystem, aber trotzdem ist sein Leben dadurch bestimmt. Durch diese geistige Haltung ist der Tod nichts anderes als eine Erlösung, mit der Hoffnung im nächsten Leben in eine bessere Kaste geboren zu werden.

Bei einer Eurobarometer-Umfrage im Dezember 2018 ordneten sich 64,2 Prozent der Befragten einer christlichen Religionsgemeinschaft zu. Jeden Sonntag bekennen sich viele Christen zu ihrem Glauben an ein Leben nach dem Tod. Doch was bedeutet der Glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben? Die moderne Theologie ist der Überzeugung, dass der Mensch im Augenblick des Übergangs vom Leben zum Tod, Gott begegnet. Wenn eine Mehrzahl der Menschen also an ein Leben nach dem Tod glaubt, warum klammern wir uns dann so sehr an unseren sterblichen Körper?

Ein Grund dafür könnte fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema sein. Glauben heißt, etwas nicht zu wissen. Die Erfahrung ist, was uns wirklich weiterbringt. Anders als in der westlichen, säkularen Gesellschaft wird der Tod im Buddhismus nicht tabuisiert. Der Dalai Lama beschäftigt sich jeden Tag mit seinem Tod und lernt dadurch das Leben erst wirklich zu schätzen. Das bewusste Sterben ist für Buddhisten eine Meditationspraxis.

Dalai Lama
Dalai Lama

Die Praxis enthält effektive Methoden, die unserem Geist helfen, den Körper auf die bestmögliche Art verlassen zu können. So kann der Geist in Bereiche vordringen, in denen er sich weiter entwickeln und seine wahre Natur erkennen kann. Sterben zu lernen bedeutet, die Fähigkeit Dinge annehmen zu können, die nicht oder nicht mehr veränderbar sind.

Der Tod als Lebensprinzip der Evolution

Der Tod ist wie das Leben nur eine Definition an die wir glauben. Auf der atomaren Ebene stirbt nichts, sondern verwandelt sich nur. Von der biologischen Ebene betrachtet ist es das Ende der individuellen Existenz. Die biologische Notwendigkeit des Todes hat aber weniger mit dem Individuum zu tun als viel mehr mit dem Kollektiv, da es der Erhaltung und Weiterentwicklung der Art dient.

Durch den Geburts- und Sterbezyklus eines Lebewesens können die Gene immer wieder in neuer Form wiedergegeben werden. Nicht nur durch diesen Prozess entstehen neue Kombinationen des Erbmaterials, sondern auch durch Mutationen. Mutationen können spontan auftreten oder durch äußere Einflüsse verursacht werden, womit wir beim Thema Epigenetik sind.

Die Epigenetik beschäftigt sich mit der Frage, welche Faktoren die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung der Zelle zeitweilig festlegen. Man weiß heute, dass Mutationen durch die Umgebung ausgelöst werden können. Dieser von Anfang an eingebaute Mechanismus der Evolution sorgt dafür, dass ein Organismus von der Umwelt lernen kann.

Damit ändert sich unser Bild von der Evolution, da sie versucht sich an die Umwelt anzupassen, die Umwelt zu lesen und sich dieser Umwelt bewusst zu werden. Bewusstsein bedeutet in diesem Sinne, dass man in der Lage ist, ein Signal aus der Umwelt wahrzunehmen und darauf eine Antwort zu geben. Was letztendlich bedeutet, sein Denken und damit sein Verhalten zu ändern.

Das Ego – Illusion des Ichs

Wann genau entsteht in unserem Bewusstsein unser Ich? Ab einem Alter von etwa drei Jahren lernen Kinder zunehmend, sich in der Welt auszudrücken und sich als eigenständige Person zu erfahren. Wörter wie ‚mein‘ und ‚dein‘ führen sie langsam immer tiefer in die Welt der Trennung und Grenzen. Mit dem Beginn des selbstständigen Handelns entwickelt sich auch das Denken, welches anfängt abzugleichen, zu bewerten, und Erfahrungen mit Regeln zu verknüpfen, welche schließlich gespeichert werden.

Dieser Prozess wiederholt sich tausendfach pro Tag. Je älter wir werden, desto mehr dieser Regeln und Zusammenhänge befinden sich abgespeichert in Milliarden von Hirnzellen, die über Synapsen verbunden sind. Deswegen verwundert es nicht, dass wir als Erwachsene die meiste Zeit unseres Bewusstseins dem Ego zur Verfügung stellen. Durch das ständige Wiederholen dieses Ablaufs wird dieser Denkvorgang zur Gewohnheit und geschieht deshalb unbewusst und automatisch.

Über das Ego definieren wir schließlich wer wir sind, bilden Meinungen, und treffen Entscheidungen. Aus dieser Sichtweise resultiert auch unser komplettes Weltbild, einschließlich der Betrachtungsweise des Todes und des Wunsches nach Unsterblichkeit. Der Wunsch nach Unsterblichkeit entspringt deshalb einem abstrakten, fiktiven Denkmodell, das mit der Wirklichkeit so wenig zu tun hat wie Schweizer Schokolade mit einem Büstenhalter.

Wer waren Sie bevor Sie drei Jahre alt waren und kein ‚Ich‘ besessen haben?

Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie bereits vor dem Alter von drei Jahren existiert haben, dann frage ich Sie jetzt: ‚Wann glauben Sie, haben Sie angefangen zu existieren? Bei der Geburt? Ab dem dritten Monat als Embryo? Im Moment der Zusammenkunft zwischen Eizelle und Samenzelle? Können Sie sich vorstellen noch weiter zurückzugehen?

Kann es sein, dass Sie vielleicht außerhalb von Raum und Zeit existieren, und Ihr Körper, sowie die materielle Welt um Sie herum nur eine spezielle Variante oder Dimension Ihres Daseins ist? Nur durch die Begrenzung eines Körpers ist es uns möglich zu fühlen und zu erfahren. Besteht dann nicht der Sinn darin genau das zu kultivieren? Ist der Tod dann nicht ein ebenso spektakuläres Ereignis für uns wie die Geburt?

Können Sie sich vorstellen, dass Sie diese spezielle Dimension des Daseins in einem Körper vielleicht selbst gewählt haben? Ähnlich wie ein Schauspieler, der ein Skript wählt und auf der Bühne die Identität dieser Rolle einnimmt. Er kennt den Inhalt seines Skripts, aber vergisst es für den Zeitraum seines Aktes, um authentisch zu erscheinen.

„Die Natur eilt nicht und dennoch wird alles erreicht.“

– Laozi, chinesischer Philosoph

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was nicht vergänglich ist, dann sind wir bereits im Kontakt mit dem ewigen Leben. Verschwindet dann nicht die Hast, alles in diesem Leben so schnell wie möglich erreichen zu wollen? Relativiert sich dadurch nicht auch die Angst vor dem allzu schnellem Ende des Lebens?

Sie haben es geschafft...

Vielen Dank, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Ich hoffe, er hat Ihnen zugesagt und Sie eventuell auch etwas zum Nachdenken angeregt. Wir leben in einer Zeit mit vielen großen Veränderungen. Wenn wir mit einem lernwilligen Verstand und einem offenen Herzen in der Welt sind, dann können wir die Veränderungen annehmen und damit die Zukunft gestalten.

Dieser Artikel ist auch als E-Book, Taschenbuch und Hörbuch erhältlich. Überraschen Sie Ihre Freunde mit einem Geschenk!

Wem könnten Sie dieses Buch schenken?

Inspirierende Gedanken und Anregungen für eine Welt im Wandel

Ab sofort nur noch gute Nachrichten!

Gönnen Sie sich eine Auszeit von negativen Schlagzeilen. Tragen Sie sich kostenlos und unverbindlich als Leser ein. Sie erhalten dann einmal pro Monat meinen monatlichen Artikel. Garantiert motivierend und inspirierend! Als Willkommensgeschenk erhalten Sie außerdem die ungekürzte Hörbuch-Ausgabe Einsteins wichtigste Erkenntnis.

Antworten auf zentrale Fragen des Lebens

Mit der Anmeldung stimmen Sie den Datenschutzbestimmungen zu.

Teilen Sie diesen Artikel mit anderen:

Wege zur Unsterblichkeit​

Bitte wählen Sie

Die EBook und Hörbuch Ausgabe können Sie direkt über den Autor bestellen. Sie steht Ihnen nach Bezahlung sofort zur Verfügung.

Die Taschenbuch Ausgabe erhalten Sie bei Amazon und in allen Buchhandlungen.

Beim Autor bestellen

Bei Amazon bestellen

Bei BoD bestellen

Diese Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können.