Warum die Antwort auf eine einzige Frage Ihr Leben entscheiden kann

„Wer für Kommendes nicht mehr offen ist, hat mit seinem Leben
bereits abgeschlossen.“
– Ernst Ferstl (Lehrer, Dichter und Aphoristiker)

Was glauben Sie, wie viele Entscheidungen Sie täglich treffen? Der Münchner Hirnforscher und Psychologe Ernst Pöppel schätzt: es sind rund 20.000. Die meisten davon werden blitzschnell getroffen. Die Zahl erscheint hoch, da wir die meisten Entscheidungen nicht bewusst wahrnehmen.

Diese Mikro-Entscheidungen bereiten uns in der Regel keine Probleme. Was aber, wenn wir die Wahl zwischen zwei Arbeitsplätzen treffen müssen? Soll ich meine Freundin heiraten? Wir kennen uns erst sechs Monate! Kann ich mir die größere Wohnung finanziell leisten? Hier treffen eine Vielzahl von Faktoren zusammen, die wir irgendwie abwägen müssen, um eine Entscheidung zu treffen.

Manche Menschen setzen dabei auf genaue Analyse, vorausschauendes Denken und Planen. Andere hören auf ihr Bauchgefühl, Herz und Intuition. Aber welche Entscheidungen sind die besseren? Gibt es die optimale Entscheidung? Die Art der Entscheidungsfindung sowie Ihre Zeitdauer scheinen von den Konsequenzen auf unser Leben abzuhängen. Die Antwort auf eine ganz bestimmte elementare Frage haben die meisten von uns bereits sehr früh im Leben getroffen. Diese Antwort – ob bewusst oder unbewusst getroffen – beeinflusst alle Aspekte Ihres Lebens! Sie prägt das allgemeine Lebensgefühl und Ihre Grundhaltung zum Leben selbst.

Würde ich Ihnen jetzt unmittelbar diese elementare Frage auf dem silbernen Tablett präsentieren, dann wäre das etwa so, als ob ich Ihnen nur die letzte Seite eines überaus spannenden Romans zu lesen gäbe. Stellen Sie sich vor, Sie sehen nur die letzten fünf Minuten eines spannenden Krimis. Sie werden keinerlei Bezug zum Film haben. Der tiefere Sinn, die Zusammenhänge, und der emotionale ‚Spaßfaktor‘ bleiben auf der Strecke.

Lassen Sie sich anhand einer kleinen Geschichte langsam an die Frage heranführen.

Bildung führt in den meisten Fällen nicht zu Weisheit

In einem kleinen vietnamesischen Fischerdorf stand ein Investmentbanker am Pier. Er beobachtete wie ein Fischer mit seinem kleinen Fischerboot anlegte. Der Fischer hatte einige der großen und schweren Thunfische geladen. Der Bankier beglückwünschte den Fischer zu seinem tollen Fang und fragte, wie lange er denn gefischt hätte.

Der Vietnamese antwortete: „Nur ein paar Stunden, mehr nicht.“ Der Banker fragte daraufhin, wieso der Fischer nicht länger auf See geblieben ist, um noch mehr Thunfische zu fangen. Der Fischer erwiderte nur, dass es genug Fische seien, um seine Familie für die nächsten Tage zu versorgen.

Der Investmentbanker fragte wiederum: „Ja, und was machen sie mit dem Rest des Tages?“ Der Vietnamese erklärte: „Morgens schlafe ich aus, fische ein wenig, spiele mit meinen Kindern, mache nach dem Mittag mit meiner Frau Siesta, spaziere durchs Dorf, trinke dort ein Gläschen und spiele mit meinen Freunden Gitarre, sie sehen ich habe das volle Leben.“

Fischer in Vietnam
Der Fischer in unserer Geschichte

Der Banker erklärte: „Ich habe erfolgreich in Harvard studiert und könnte ihnen zeigen wie sie noch mehr erreichen. Am besten investieren sie noch mehr Zeit ins Fischen, und von dem Gewinn könnten sie sich ein noch größeres Boot kaufen, bis sie eine Flotte haben. Ihren Fang verkaufen sie direkt an eine Fischverarbeitungsfabrik statt an die Händler. Eines Tages können sie dann ihre eigene Verarbeitungsfabrik eröffnen. Das bedeutet, dass sie Produktion, Verarbeitung und Vertrieb alles in eigener Hand hätten. Sie müssten dann auch nicht mehr in diesem kleinen Dorf leben. Sie könnten nach Mexiko City, Los Angeles oder sogar nach New York, von wo aus sie ihr wachsendes Unternehmen leiten.“

Der Fischer fragte: „Und wie lange dauert das alles?“ Der Banker erwiderte: „So ungefähr 15 bis 20 Jahre.“ Darauf fragte der Vietnamese: „Und was dann?“

Der Banker lachte und sagte: „Dann kommt das Allerbeste. Wenn ihr Unternehmen dann groß genug ist, könnten sie an die Börse gehen und ihre Unternehmensanteile verkaufen. Sie würden sehr reich werden, sie könnten Millionen verdienen“. Der Fischer sagte: „Millionen. Und dann?“

Der Banker antwortete: „Dann müssen Sie nicht mehr arbeiten, Sie könnten an die Küste in ein kleines Fischerdorf ziehen, morgens ausschlafen, ein wenig fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, ins Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen.“

Ob der Banker in dieser Geschichte jemals seinen intellektuellen Kurzschluss begreift?

Was uns die Geschichte vielleicht am deutlichsten aufzeigt, ist unser Erstreben, auf ein Endziel in unserem Leben hinzuarbeiten, an dem wir endlich alles haben und zu guter Letzt das Leben in vollen Zügen genießen können. Ein überwiegender Anteil der Bevölkerung in der westlichen Welt folgt der zielorientierten Lebensausrichtung und Lebensgestaltung. Ganz anders haben sich die Menschen in der östlichen Welt verhalten, im Besonderen in den asiatischen Ländern. Mittlerweile haben viele asiatische Länder die westliche Business-Kultur übernommen.

Ein westlicher Verstand in Indien

Als ich 1991 nach Indien pilgerte, hatte ich eigentlich nicht vor zwei Wochen in Bombay zu verbringen – vor allem nicht in der Monsunzeit. Es regnete den ganzen Tag wie aus Eimern. Jeder Tag, an dem ich mich nach draußen wagte, endete in durchnässten Kleidern – das dauerte gerade mal zwei Minuten. Abends fischte ich oft meine Rupien-Geldscheine aus der Geldbörse, um sie anschließend wie kleine Bettlaken an die Wäscheleine zum Trocknen aufzuhängen. Von meinem Hotelzimmer aus beobachtete ich mehrmals am Tag gespannt das Geschehen auf den Straßen. Die Inder waren größtenteils mit Reparaturarbeiten an Dächern und Überhängen beschäftigt. Wie jedes Jahr zur Monsunzeit!

Indien Regen Kinder
Spielende Kinder im Wasser

Es hatte für mich den Anschein, als würden sich die Inder nicht auf den Monsun vorbereiten. Meine Annahme bestätigte sich, als ich mit einigen Indern ins Gespräch kam, und ein paar Worte über die Folgen des Monsuns austauschte. Zwei Dinge sind mir dabei aufgefallen: Zum einen hatten sie kein wirkliches Problem mit dem starken Regen – die Freude und Glückseligkeit blieb nicht auf der Strecke. Zum anderen dachten sie nie an das nächste Jahr, und bereiteten sich deshalb auch nie darauf vor. Für meinen konditionierten, westlichen Verstand war das eine enorme Herausforderung – gelinde formuliert.

Haben Sie ein Ziel im Leben?

Mit Sicherheit nicht nur eines. Sollten Sie zu den Menschen gehören, die absolut kein Ziel im Leben haben, dann wird es Ihnen schwerfallen – wenn nicht sogar unmöglich sein – jetzt weiterzulesen.

Warum? Weil Sie eine Absicht (Ziel) brauchen um diesen Artikel zu lesen!

Es mag nur ein winziges Ziel sein, dessen Sie sich noch nicht einmal bewusst sind. Ziele sind Gedankenbrücken für die Resultate in der Zukunft. Sie sind wie Leitgedanken aus denen sich Ihr Leben entfaltet. Wobei es grundsätzlich zwei verschiedene Annahmen gibt, worin Ziele ihren Ursprung haben.

Stufen zum Ziel - Leben und Entscheidung
Stufen zum Ziel – Leben und Entscheidung

Fangen wir mit der einfacheren und vertrauten Variante an. Für die meisten von uns ist es ein unabwendbarer Fakt, dass wir unsere Ziele selbst schaffen. Wie könnte es auch anders sein? Wie wir aber später noch sehen werden, ist dies nicht so selbstverständlich, wie es im ersten Moment erscheint.

Gute Freunde und glückliche Beziehungen stehen an erster Stelle

Eine Umfrage des Statista Research Department zum Thema Lebensziele ergab, dass gute Freunde und glückliche Beziehungen an der Spitze der Liste stehen. Dicht gefolgt von finanzieller Unabhängigkeit. Für mehr als 85 Prozent der befragten Personen sind gute Freunde und enge Beziehungen zu anderen Menschen der wichtigste Aspekt im Leben. Geschlechtsspezifisch zeigt sich, dass Frauen die soziale Komponente wichtiger ist, während Männer den Erfolg im Beruf, oder den materiellen Wohlstand als bedeutsamer erachten. Keine Überraschung hier! Weiterhin ergab die Umfrage, dass Spaß und Selbstbestimmung eine wichtige Funktion haben.

Hier finden wir wieder das Thema Selbstbestimmung, welches wir noch genauer untersuchen werden, da es entscheidend mit Ausrichtung, Sinnfindung und der Qualität unseres Lebenswegs zu tun hat.

Die Idee der Selbstbestimmung unseres Lebens ist somit die Urkraft und der Antriebsimpuls für unsere Zielsetzungen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, welche Ziele man verfolgen sollte. Mit Selbstbestimmung ist gemeint, dass jeder Mensch selbst darüber entscheiden kann, wie er leben möchte. Diese Freiheit, über sein Leben selbst zu bestimmen, ist ein Menschenrecht, das auch durch unsere Verfassung geschützt wird. In unserem Grundgesetz steht in Artikel 2, Absatz 1, dass „jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ hat.

Selbstbestimmung bedeutet aber auch Verantwortung. Deswegen steht im Grundgesetz auch, dass die Freiheit dort endet, wo sie die Rechte anderer verletzt oder gegen die Vorschriften unserer Verfassung verstößt. Ziele müssen sich also in den Rahmen einer größeren Ordnung einfügen. Selbstbestimmung bedeutet also nicht, dass Sie tun und lassen können was Sie wollen! Ganz im Gegenteil, Sie müssen sich einer größeren Gruppe und einer Verfassung unterordnen. Das ist aber erst der Anfang von vielen weiteren Einschränkungen. Müssen Sie sich nicht auch Ihrem Körper, Ihren Gefühlen und selbst Ihren Gedanken unterordnen?

Aber schauen wir uns zuerst einmal an, welche Art von Zielen es überhaupt gibt.

Wie finde ich mein Ziel im Leben am besten heraus?

Vereinfacht gesagt, entstammen Ziele unseren Wünschen. Edwin Locke und Gary Latham fanden heraus, dass schwierige und sehr präzise Ziele zu besserer Leistung führen, als leichte und nur vage formulierte Ziele. In der Praxis werden leider nur zwölf Prozent aller guten Vorsätze verwirklicht, weil diese oft untauglich, zu anspruchsvoll oder schlecht formuliert sind.

Es gibt zu diesem Thema unzählige Bücher, Anleitungen, wissenschaftliche Abhandlungen, Seminare und Workshops. Zielsetzung ist so individuell, wie Sie selbst. Allerdings gibt es verschiedene Systeme, die sich in der Praxis bereits bewährt haben. Hier ist eine Auswahl:

  • Positive Ziele / negative Ziele
  • Intrinsische Ziele / extrinsische Ziele
  • SMART Ziele / Everest Ziele
  • Monetäre Ziele / nicht monetäre Ziele
  • Kurzfristige Ziele / mittelfristige Ziele / langfristige Ziele
  • Hauptziele / Nebenziele
  • Oberziele / Unterziele
  • Persönliche Ziele / Firmenziele
  • Quantitative Ziele / qualitative Ziele
  • Interne Zielsetzung / Externe Zielsetzung
  • Eigenständige Ziele / kooperative Zielsetzung
  • Ziele aus einer Plus- / Minus-Analyse

Aus der Liste wird schon ersichtlich wie komplex das Thema ist. Selbst wenn ich nur die wichtigsten Ansätze in Kürze beschreibe, es würde den Umfang dieses Artikels sprengen – falls Sie nicht schon zwischenzeitlich eingeschlafen wären.

Erfolgreiche Ziele, und solche die auch die meiste innere Zufriedenheit mit sich bringen, sind Ziele die über Ihre Person hinausgehen. Je mehr das Ziel andere mit einschließt, und je mehr das Ziel anderen dient, desto erfüllter werden Sie sein. Zwei einfache Fragen, wenn gewissenhaft beantwortet, können bereits die grobe Richtung vorgeben:

  • Was würden Sie tun, wenn Sie unbegrenzt Geld hätten?
  • Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Monat leben würden?

Das Paradox der Wahl

In seinem Buch Why More Is Less (Deutscher Titel: Warum mehr weniger ist) kommt der amerikanische Psychologe Barry Schwartz zu einem aufschlussreichen Ergebnis. Das Eliminieren von Entscheidungen bezogen auf die Produktauswahl beim Einkauf kann die Hemmschwelle der Käufer erheblich verringern. Das bekannteste Beispiel ist das Konfitüren-Experiment von Sheena Iyengar und Mark Lepper. Kunden konnten in einem Lebensmittelgeschäft einmal zwischen sechs und einmal zwischen 24 Sorten Marmelade auswählen. Das Ergebnis war, dass die Kunden mit einer Auswahl von nur sechs Sorten zehnmal häufiger einkauften! Ein zu großes Angebot schreckt Kunden ab. Ein Kunde, der durch zu viele Angebote nur verwirrt ist, tut lieber gar nichts, als die falsche Wahl zu treffen.

Sie fragen sich vielleicht was Kaufverhalten mit Zielsetzung zu tun hat?

Der psychologische Effekt ist übertragbar auf die Art und Weise wie wir Ziele setzen. Schauen Sie sich nochmals die Liste mit den Zielvarianten an. Viele Menschen wissen gar nicht wie man sich Ziele steckt, und durchschreiten ihr Leben, indem sie nur auf äußere Umstände reagieren. Diese äußeren Umstände verleiten uns manchmal zu ‚zwanghaften‘ Zielsetzungen. Es sind meistens die falschen Ziele, mit denen man sich nur Frust einfängt. Ganz zu schweigen davon, dass sie keinerlei persönlichen Bezug haben, und deshalb bedeutungslos sind.

Eiscreme
Für welches Eis entscheiden Sie sich, und warum?

Anstatt Sie also mit endlosen Zielvariationen und Zielsystemen zu konfrontieren, möchte ich Sie auf eine Reise mitnehmen, an deren Ende Sie genau wissen, was das wichtigste Ziel (Entscheidung) in Ihrem Leben ist. Dadurch gelangen Sie an den Urgrund, aus der sich alle weiteren Entscheidungen und Ziele in Ihrem Leben wie von selbst ergeben.

  • Ein Ziel, das niemals mit einem anderen Ziel in Konflikt steht.
  • Ein Ziel, das Sie Ihr Leben lang begleitet.
  • Ein Ziel, das Sie motiviert ohne sich motivieren zu müssen.
  • Ein Ziel, das Ihnen Sicherheit und Vertrauen schenkt.
  • Ein Ziel, das Sie niemals vergessen werden.
  • Ein Ziel, das Sie mit anderen Menschen auf tiefster Ebene verbindet.
  • Ein Ziel, das eine dauerhafte Quelle für Inspiration und Freude ist.

Neugierig geworden? Beginnen wir die Reise mit den Einschränkungen der ‚klassischen‘ Zielsetzung: Umstände, Gegebenheiten und Voraussetzungen, die uns meistens nicht bewusst sind, wenn wir Ziele setzen.

Fertige Zielvorgaben durch unsere Gesellschaft

Beginnen wir bei den Eltern, welche in jeder Hinsicht den Nährboden unserer Existenz geformt haben. Wie viele Kinder übernehmen die Ausrichtung ihrer Eltern, oder machen genau das Gegenteil davon? Was hat man Ihnen als Kind geantwortet, als Sie voller Begeisterung bekannt gaben, dass sie Astronaut, Feuerwehrfrau, Musiker oder Maler werden wollen? Welchen Einfluss auf Ihr Leben hatte die Schule, Ihre Freunde und das Studium?

Gab es einen Punkt in Ihrem Leben, an dem Sie Ihre Träume als nicht realistisch betrachtet und aufgegeben haben?

Im Kindergarten werden wir bereits auf die Schule vorbereitet. Die Schule stellt das Fundament für unseren weiteren Werdegang zur Verfügung, und vor ein paar Jahrzehnten ebnete es für die meisten den Einstieg in das Berufsleben. Wer heute diesen Weg wählt, kann davon kaum noch seinen Lebensunterhalt bestreiten. Für diese Art ‚Qualifikation‘ stehen nur noch Jobs auf der untersten Ebene der Verdienstmöglichkeiten zur Verfügung. Nicht selten sind es zeitlich befristete Jobangebote.

Alternativ entscheiden Sie sich für das Abitur und ein darauffolgendes Studium, welches für einen angehenden Arzt oder Rechtsanwalt mit fünf bis sechs Jahren am längsten ist. Falls man es so weit geschafft hat, und danach nicht bis zum Hals in Schulden steckt, ’sollten‘ sich nun die besten Jahre eines Menschen einstellen.

Die Quote von Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen lag im Jahr 2017 bei 53 %. In dieser Altersgruppe hatten 58 % der Frauen und 49 % der Männer eine Fachhochschul- oder Hochschulreife. Der Anteil der Akademikerinnen bei 30- bis 34-Jährigen war bei der vorhergehenden Generation noch halb so groß.

Mit 67 Jahren (für alle ab dem Jahr 1964 geborenen) geht es anschließend in den verdienten Ruhestand. Wer dann noch gesund ist, kann sich statistisch gesehen noch zwanzig Jahre entspannen, bis die Holzkiste aus Mahagoni oder die polierte Urne die letzte Station im Leben besiegelt.

Raus aus dem Hamsterrad und rein in das Yoga-Studio

So oder ähnlich läuft das Leben für viele ab, und einige finden darin auch zeitweise ihr Glück. Werfen wir einen Blick auf den seit den 1980er-Jahren anhaltenden und boomenden Esoterik-Markt, dann scheint dieser ‚hamsterartige‘ Lebensablauf für immer mehr Menschen nicht die Erfüllung ihres Lebens zu sein. Eine Umfrage aus dem Jahr 2001 zeigte bereits einen starken Trend zu Meditation und Yoga. Fast 30 Prozent der Befragten stuften dies als wichtig ein, dicht gefolgt von Astrologie, Bach-Blüten, Aroma- und Farbtherapie und Tarot.

Buddhist Meditation
Buddhist bei der Meditation

Bücher mit esoterischen Inhalten erreichten bereits im Jahr 2011 fast 40 Prozent Marktanteil. Das untergeordnete Thema Lebensdeutung fand sich bei fast 15 Prozent aller Bücher. Mittlerweile setzt die Esoterik-Branche allein in Deutschland mehr als 20 Milliarden Euro um – Tendenz steigend! Wir sind Selbst Optimierer geworden – am besten in einfachen Schritten ohne großen Aufwand – ganz so wie die Amerikaner es lieben. Anbei ein kleiner Auszug von derartigen Büchern mit Schnellanleitung:

  • Zwölf Schritte der Heilung
  • 365 Wege zur Achtsamkeit
  • 5 Schritte in ein glückliches Leben
  • Die Sieben Geistigen Gesetze des Erfolgs
  • 10 Irrtümer über Gott und das Leben
  • Die 7 größten Irrtümer in schwierigen Verhandlungen
  • 100 Tipps für Frugalisten
  • Das 4-Stunden-Startup
  • 21 Wege wie Sie in weniger Zeit mehr erreichen
  • Die vier Versprechen
  • Die Regeln des Glücks
  • Die fünf Sprachen der Liebe
  • Die 1%-Methode
  • Die Weisheit der 13

Keine Frage, Spiritualität und Esoterik sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht zuletzt durch die enorme Ausbreitung von Yoga und Meditation. Ein weitverbreitetes Gefühl der inneren Leere und des zunehmenden Stresses lässt die Branche boomen. Die Suche des Menschen nach Orientierung in seinem Leben war schon immer ein zentrales Thema. Was früher fast ausschließlich durch Religionen und der Instanz der Kirche abgedeckt wurde, verlagert sich heute zunehmend auf die breite Angebotsvielfalt der Esoterik. Die zentrale Bedeutung der Kirchen und der Inhalt der Religion waren schon immer die Anbindung oder Rückbindung des Menschen an den göttlichen Ursprung.

Ein Leben, das vor allem auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse ausgerichtet ist, führt früher oder später zu bitterer Enttäuschung.

Albert Einstein

Den Ursprung des Wortes ‚Religion‘ sehen viele im lateinischen ‚religare‘, das mit ‚binden‘ übersetzt wird (religo = umwinden, festbinden, anbinden). Die Wortsilbe ‚re‘ bedeutet in das Ursprüngliche zurückgeführt, das sich dadurch erneuert. Es bezieht sich auf den Umstand, dass wir eine Verbindung zu etwas aufgegeben haben und es nun unsere Aufgabe ist, uns wieder aufs neue damit zu verbinden. Interessanterweise bedeutet das Sanskritwort Yoga ebenfalls Verbindung; eine ewige Verbindung mit der ursprünglichen Wirklichkeit oder Quelle, der wir alle entstammen. Wir haben also das Thema nicht verlassen, sondern nur die Form gewechselt.

Das Ich im Zentrum der Zielsetzung

Schauen Sie sich das Leben unserer westlichen Zivilisation etwas genauer an, und Sie erkennen vielleicht, dass uns der bewusste Kontakt mit dieser Quelle und Wirklichkeit weitgehend verloren gegangen ist. Wir leben in einer irrealen Selbstgefälligkeit, nur noch mit unserer eigenen Realität identifiziert. Wir stellen uns in den Mittelpunkt, und werden dadurch unfähig diesen einfachen Sachverhalt zu begreifen. Durch das Erschaffen unseres eigenen abgetrennten Religionssystems sind wir unfähig geworden, einen größeren Zusammenhang zu erkennen, und infolgedessen widersetzen wir uns dem Gedanken einer Wirklichkeit außerhalb von uns selbst.

China Hainan Kreuzschiff
China Hainan Kreuzschiff

Dieser Trend verwundert nicht. Durch unser materialistisches Weltbild, und die dadurch zunehmende materialistische Grundhaltung, haben es die Kirchen immer schwerer an den spirituellen Aspekt des Menschseins zu erinnern. Hinzu kommen die zahlreichen aufgedeckten sexuellen Skandale in den letzten Jahren. Ein gefundenes Fressen für die Medien, die dadurch ein gewaltiges Echo auslösten, welches bis in die letzten Ecken der Zivilisation vorgedrungen ist. Aber nicht nur die Kirchen haben an ‚Glaubhaftigkeit‘ verloren, auch Skandale in der Wirtschaft und in der Politik erschüttern zunehmend unseren Glauben an eine bestehende vertrauenswürdige Obrigkeit.

Allein in den letzten fünf Jahren schwand unser Vertrauen durch Vorfälle wie diese:

  • Katholische Kirche – der Peterspfennig, der anstatt für karitative Zwecke für Luxusimmobilien in London investiert wurde.
  • ADAC – bei der Mitgliederbefragung für die Auszeichnung ‚Gelber Engel‘ sind die Ergebnisse manipuliert worden.
  • Facebook – es wurden Unmengen von privaten Benutzerdaten illegal weitergegeben. 
  • Volkswagen – Autos mit Dieselmotoren wurden mit einer Manipulationssoftware ausgerüstet, die normgerechte Abgasergebnisse auf dem Teststand, nicht aber im Einsatz auf der Straße produziert.
  • Cum-Ex – Banken, Anwälte und Superreiche raubten über das sogenannte Dividendenstripping jahrelang die Steuerzahlenden in Deutschland und Europa aus.

Darüber hinaus ist es heutzutage extrem schwierig für den menschlichen Intellekt das zunehmend ’negative‘ Weltgeschehen ‚im Namen des Herrn‘ zu akzeptieren. Der Mensch von heute möchte nicht länger hörig sein, er möchte sein Leben selbst bestimmen. Ein sehr gewagtes Unterfangen, welches auf der Annahme basiert, dass alles voneinander getrennt existiert und keinerlei Verbindung untereinander hat. Bevor wir in diese Thematik tiefer einsteigen, lassen Sie uns gemeinsam einen Schritt zurückgehen, damit Sie diesen wichtigen Aspekt später wirklich verstehen.

Die zahlreichen Grenzen unserer Selbstbestimmung

Forschen wir etwas gründlicher, stellen wir fest, dass einige unserer selbst gesteckten Ziele nicht aus uns selbst entspringen. Körper, Gefühle und das Denken selbst unterliegen einer Vielzahl von Einschränkungen, die unsere als objektiv angenommene Wahlfreiheit beeinflussen, wenn nicht sogar limitieren.

Grenzen, die uns der Körper auferlegt

Die maximale Körpertemperatur, die ein Mensch überleben kann, liegt bei 42,3 °C. In einem vier Grad Celsius kalten See kann ein Mensch ohne Training nicht länger als 30 Minuten überleben. Dank einer speziellen Atemtechnik ist der Niederländer Wim Hof Weltrekordhalter im Eissitzen mit knapp 110 Minuten. Ab einer Höhe von 2500 Metern können sich bereits Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit melden. Das Bewusstsein trübt sich bei untrainierten Menschen ab einer Höhe von 4500 Metern. Wenn der Mensch nicht in der Lage ist ein Viertel des täglich verlorenen Wassers zu ersetzen, überlebt er im Schnitt eine Woche. Gänzlich ohne Nahrungsaufnahme kann man ein bis zwei Monate durchhalten.

Wim Hof Methode
Wim Hof – Weltrekordhalter im Eissitzen

Der Körper wird spätestens nach zwei Minuten ohnmächtig, wenn er ohne Taucherausrüstung tiefer als 18 Meter taucht. Nach fünf Minuten ohne Sauerstoff kann das Gehirn irreparabel geschädigt werden, und nach zehn Minuten ohne Sauerstoffzufuhr ist ein Mensch klinisch tot. Der Weltrekord im Luftanhalten lag im Mai 2020 bei 24 Minuten. Schlafmangel führt zu akustischen, optischen, olfaktorischen und taktilen Halluzinationen. Der Weltrekord im Wachbleiben liegt bei 266 Stunden (etwa 11 Tage).

Der amerikanische Neurophysiologe Benjamin Libet hat in den 1980er-Jahren ein Experiment durchgeführt, das ein außergewöhnliches Resultat lieferte. Er hat die zeitliche Abfolge einer bewussten Handlungsentscheidung und der entsprechenden körperlichen Reaktion gemessen. Das Experiment sorgte für Aufsehen, weil es durch Libet experimentell bewiesen schien, dass nicht der bewusste Wille, sondern unterbewusste Prozesse für unsere Handlungen ausschlaggebend sind.

Wieviel Einfluss haben zuckerhaltige Nahrung, Alkohol, Zigaretten und Medikamente in Ihrem Leben? Sind Sie fähig auf diese Genussmittel einen Monat lang zu verzichten, ohne innere Konflikte zu haben?

Der Tod markiert sicherlich die eindeutigste Grenze unserer körperlichen Selbstbestimmung. Bei allen Angaben handelt es sich um Durchschnittswerte. Wie wir sehen, können diese Werte mithilfe von extremem Training ausgedehnt werden. Allerdings bleiben die Grenzen bestehen.

Grenzen, die uns unsere Gefühle setzen

Liebe, Tod und Trauer sind heftige emotionale Achterbahnfahrten in unserem Leben. Beobachtet man z.B. das Sozialverhalten von Jugendlichen in Bezug auf Beziehung und Sexualität, dann sind es eindeutig die Hormone, die das Ziel vorgeben. Im Namen der Liebe wurden ganze Völker ausgerottet – war das noch im Einklang mit einem selbstbestimmten Ziel, oder war es fremdbestimmt durch kulturelle oder ideelle Konzepte? Der Tod eines Menschen hinterlässt Trauer. Hinterbliebene quälen sich oft mit Schuldgefühlen, wenn sie im Augenblick des Todes nicht beim Sterbenden waren. Wenn Menschen sich für den Tod eines anderen schuldig fühlen, kann es die Betroffenen ein Leben lang begleiten. Selbstbestimmte Ziele sind daraufhin in unerreichbare Ferne gerückt.

Wenn der Mensch sozialen Erwartungen oder Normen nicht entspricht, und deshalb beispielsweise vor anderen bloßgestellt wird, dann empfindet er Scham. Er fühlt sich als ganze Person entwertet, entehrt, seiner Würde beraubt, abgelehnt oder sozial ausgeschlossen. Man möchte sich am liebsten in ein Mauseloch verkriechen und sich den Blicken anderer entziehen. Das Gefühl der Scham löst in der Regel Erröten oder Herzklopfen aus. Der Blick senkt sich und die Stimme wird leiser. Die Empfindungen variieren von flüchtigen Anwandlungen bis zu tiefster Beklommenheit. Diese starken Einwirkungen auf den Körper konstituieren zweifellos eine eingeschränkte Handlungsfähigkeit.

Grenzen, die uns der Verstand aufzwingt

Erstaunliche Ergebnisse brachte eine Umfrage aus dem Jahr 2013 hervor, bei der Menschen nach ihren größten Ängsten gefragt wurden. Auf Platz eins mit 41 % liegt die Angst in der Öffentlichkeit zu reden, gefolgt von Höhenangst mit 32 %. Dahinter liegt die Angst vor Geldmangel, tiefem Wasser und Ungeziefer mit jeweils 22 %. Angst vor Krankheit, Tod und Flugangst folgen mit 19 % und 18 %.

Angst warnt uns und hält uns davon ab, unverantwortliche Risiken einzugehen. Vor tausenden von Jahren war sie die wichtigste Leitstelle um unser Überleben in der harschen und gefährlichen Natur zu sichern. Die Angst hatte überwiegend auf der physischen Ebene Bedeutung. In unserer ‚Wohlstandsgesellschaft‘ werden wir nicht länger von wilden Löwen verfolgt. Die Vorstellung von tagelangem unfreiwilligen Fasten ist unvorstellbar geworden, an jeder Ecke gibt es Nahrungsmittel im Überfluss. Naturkatastrophen sind uns vollends unbekannt, Elektrizität und fließendes Wasser gibt es in jeder Wohnung.

Die Angst vor Veränderung

Die Angst ist allerdings nicht verschwunden, sondern hat sich zunehmend auf die psychische Ebene verlagert. Wir haben nun Angst vor Arbeitslosigkeit, Welterwärmung, Viren oder genetisch veränderten Lebensmitteln. Angst bekommen wir schon, wenn wir die Nachrichten sehen, oder das Titelblatt einer Zeitung betrachten. Angst belastet und kann uns sogar psychisch ruinieren. Die Angst überkommt uns meist unfreiwillig und unkontrolliert. Eine Ausnahme ist die Angst als Lustfaktor, der wir uns freiwillig aussetzen, wenn wir im Vergnügungspark Achterbahn fahren oder uns einige bizarre Folgen des ‚Tatorts‘ ansehen.

Angst vor dem Unbekannten
Angst vor dem Unbekannten

Für den deutschen Existenz-Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) war Angst eine Grundbefindlichkeit, in der das Dasein auf sich selbst zurückgeworfen wird. In der Angst eröffnet sich die Endlichkeit der Existenz und deren Nichtigkeit, denn der Mensch empfindet das Dasein als „Sein zum Tode“.

Die Angst vor Kontrollverlust

In der Psychoanalyse Sigmund Freuds ist das Ich (Ego) der zentrale Ort der Angst. Zur Funktion des Egos gehört es ständig kontrollieren zu müssen, da es sich getrennt vom Rest der Welt sieht, und deshalb in ständiger Angst ist überwältigt zu werden. Insofern entwickelt es Überzeugungen, Denkmuster und Konzepte, die ihren Ursprung im Drang nach Sicherheit haben. Wenn das Ego nachdenkt, sucht es nicht nach Wahrheit, eigentlich verleitet es uns sogar dazu, genau diese zu umgehen. Anstatt wahrzunehmen, kreisen die Gedanken wie ein Karussell im Kopf, und lassen uns nicht zur Ruhe kommen.

Angst ist also heutzutage meistens die Folge von Kontrollverlust durch das Fremde und Neue, die Ungewissheit, das Verlassen werden, oder die Vorwegnahme von Gefahr. Wir versuchen pausenlos über alles die Kontrolle zu behalten, weil wir glauben, nur so das erreichen zu können, was uns glücklich macht. Wie passt das zusammen mit unserem Glauben an eine Selbstbestimmung unseres Lebens?

Denkfehler, Scheinargumente und Denkverzerrungen

Wir können uns auf ungeheuer viele Arten täuschen, indem wir eine fiktive Realität konstruieren, ohne es zu merken. Das geht oft blitzartig. Es passiert häufig, wenn wir schnell handeln müssen. Wenn wir mit mehr Information konfrontiert sind, als wir verarbeiten können, oder wenn unsere emotionalen Bedürfnisse (z.B. Sex) das Streben nach Wahrheit übertrumpfen. Hugin & Munin haben eine erstaunliche Liste von 52 logischen Fehlschlüssen und kognitiven Verzerrungen zusammengestellt. Tricks, die wir anwenden, um unsere Identität aufrecht zuhalten, ohne zu merken, dass dabei die Selbstbestimmung auf der Strecke bleibt.

Grenzen durch gesellschaftliche Anpassung

„Ich bin nicht wie alle anderen. Ich tue was ich will!“ Wirklich? In einem von Brain Games (YouTube-Video) durchgeführten Experiment wurde getestet, inwieweit wir selbstständig denken und bewusst entscheiden. Das Experiment fand im Warteraum einer Augenarztpraxis statt. Etwa zehn Schauspieler, die über das Experiment Bescheid wussten, sitzen bereits im Warteraum. Die Testperson tritt ein, und glaubt, nur für eine Augenuntersuchung hier zu sein. Sie weiß nicht, dass sie von einer versteckten Kamera beobachtet wird. Jedes Mal, wenn ein Piepton ertönt, stehen all Personen im Wartezimmer ohne ersichtlichen Grund auf. Beim dritten Piepton ‚entscheidet‘ sich die Testperson auch aufzustehen!

Aber es wird noch bizarrer…

Nach und nach verschwinden die Schauspieler bis nur noch die Testperson allein im Wartezimmer ist. Der Piepton ertönt und sie steht auf, obwohl niemand mehr anwesend ist! Es kommt noch besser: Ein weiterer Schauspieler wird angewiesen, sich in den Wartesaal zu setzen – er kennt die Regeln nicht. Es piepst wieder, die Testperson steht auf, und der Neue schaut verwundert. Ein weiterer pieps, und ein weiteres Mal steht die Testperson auf. Diesmal fragt der Neue warum sie aufsteht: „Jeder stand bisher auf, also habe ich das auch so gemacht“. Ein drittes Mal ertönt der Piepton, und nun steht auch der Neue auf!

Weltweit bekannt geworden sind die Konformitäts-Experimente vom polnisch-amerikanischen Gestaltpsychologen und Pionier der Sozialpsychologie Solomon Asch. Seine Experimente zeigten, inwieweit die eigene Meinung einer Person von der Gruppe beeinflusst wird. Asch stellte mit Erstaunen fest, wie viele Menschen bereit waren die Realität zu ignorieren, und eine falsche Antwort zu geben, um sich an den Rest der Gruppe anzupassen. Die Auswertung seiner Experimente ergaben folgende Schlussfolgerungen:

  • Die Konformität nimmt tendenziell zu, wenn mehr Personen anwesend sind.
  • Die Konformität nimmt auch zu, wenn die Aufgabe schwieriger wird.
  • Die Konformität nimmt zu, wenn andere Mitglieder der Gruppe einen höheren sozialen Status haben.

Ist das Universum ein freundlicher oder ein feindlicher Ort?

Albert Einstein sagte, dass dies die wichtigste Frage ist, die sich ein Mensch stellen kann. Überrascht? Jetzt habe ich endlich die Katze aus dem Sack gelassen. Die Antwort auf diese Frage, und die dadurch entstehende Realität, zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben. Ähnlich einer gefärbten Brille, durch die Sie Ihr Leben betrachten, ohne jemals zu wissen, dass Sie eine Brille aufhaben. Mit dem freundlichen Brillenglas sehen Sie mit den Augen der Liebe, mit dem feindlichen Brillenglas mit den Augen der Angst.

Es gibt nur diese zwei Varianten! Jeder wählt eine davon, oder wechselt zwischen den beiden.

Einstein
Skulptureninstallation Mensch Albert Ulm 2018

Lange wusste die Öffentlichkeit nichts über Einstein’s Tochter Lieserl, bis die Liebesbriefe Alberts und Milevas auftauchten. Die Briefe verschwanden anscheinend wieder, aber Milevas Enkelin Evelyn fand Fotokopien davon, und ihre Stiefmutter übergab sie 1986 dem Einstein-Archiv der hebräischen Universität in Jerusalem. Leider konnte ich im Einstein-Archiv diese Briefe nicht finden, im Speziellen einen besonderen Brief um den es hier geht. Da aber der Inhalt dieses Briefes von hohem Wert ist, egal ob ihn Einstein geschrieben hat oder nicht, möchte ich ihn hier wiedergeben:

Liebe Lieserl,

als ich die Relativitätstheorie vorschlug, verstanden mich nur sehr wenige und was ich Dir jetzt zeigen werde, um es der Menschheit zu übertragen, wird auch auf Missverständnisse und Vorurteile in der Welt stoßen.

Ich bitte Dich dennoch, dass Du es die ganze Zeit die notwendig ist, beschützt, Jahre, Jahrzehnte, bis die Gesellschaft fortgeschritten genug ist, um das was ich Dir als nächstes erklären werde, zu akzeptieren.

Es gibt eine extrem starke Kraft für die die Wissenschaft bisher noch keine formelle Erklärung gefunden hat. Es ist eine Kraft, die alle anderen beinhaltet und regelt und die sogar hinter jedem Phänomen ist, das im Universum tätig ist und noch nicht von uns identifiziert wurde. Diese universelle Kraft ist LIEBE.

Wenn die Wissenschaftler nach einer einheitlichen Theorie des Universums suchten, vergaßen sie die unsichtbare und mächtigste aller Kräfte.

Liebe ist Licht, da sie denjenigen, der sie gibt und empfängt beleuchtet. Liebe ist Schwerkraft, weil sie einige Leute dazu bringt, sich zu anderen hingezogen zu fühlen. Liebe ist Macht, weil sie das Beste was wir haben vermehrt und nicht zulässt, dass die Menschheit durch ihren blinden Egoismus ausgelöscht wird. Liebe zeigt und offenbart. Durch die Liebe lebt und stirbt man. Liebe ist Gott und Gott ist die Liebe.


Diese Kraft erklärt alles und gibt dem Leben einen Sinn in Großbuchstaben. Dies ist die Variable, die wir zu lange ignoriert haben, vielleicht, weil wir vor der Liebe Angst haben, weil es die einzige Macht im Universum ist, die der Mensch nicht gelernt hat, nach seinem Willen zu steuern.

Um die Liebe sichtbar zu machen, habe ich einen einfachen Austausch in meiner berühmtesten Gleichung gemacht. Wenn wir anstelle von E = mc2 zu akzeptieren, die Energie akzeptieren, um die Welt durch Liebe zu heilen, kann man durch die Liebe multipliziert mal der Lichtgeschwindigkeit hoch Quadrat zu dem Schluss kommen, dass die Liebe die mächtigste Kraft ist, die es gibt, weil sie keine Grenzen hat.

Nach dem Scheitern der Menschheit in der Nutzung und Kontrolle der anderen Kräfte des Universums, die sich gegen uns gewendet haben, ist es unerlässlich, dass wir uns von einer anderen Art von Energie ernähren. Wenn wir wollen, dass unsere Art überlebt, wenn wir einen Sinn im Leben finden wollen, wenn wir die Welt und alle fühlenden Wesen, die sie bewohnen, retten wollen, ist die Liebe die einzige und die letzte Antwort.

Vielleicht sind wir noch nicht bereit, eine Bombe der Liebe zu machen, ein Artefakt, das mächtig genug ist den gesamten Hass, die Selbstsucht und Gier, die den Planeten plagen, zu zerstören. Allerdings trägt jeder einzelne in sich einen kleinen, aber leistungsstarken Generator der Liebe, deren Energie darauf wartet, befreit zu werden.

Wenn wir lernen, liebe Lieserl, diese universelle Energie zu geben und zu empfangen, werden wir herausfinden, dass die Liebe alles überwindet, über alles transzendiert und alles kann, denn die Liebe ist die Quintessenz des Lebens.

Ich bedauere zutiefst, nicht in der Lage gewesen zu sein, um das auszudrücken, was mein Herz enthält, das leise mein ganzes Leben für Dich geschlagen hat. Vielleicht ist es zu spät, mich zu entschuldigen, aber da die Zeit relativ ist, muss ich Dir sagen, dass ich dich liebe und dass ich dank dir, bis zur letzten Antwort gekommen bin.


In Liebe, dein Vater Albert Einstein.

Gönnen Sie sich an dieser Stelle eine kleine Pause. Schließen Sie die Augen für ein paar Sekunden, und lassen Sie diese Worte ein wenig sinken.

Die Liebe und das ‚Ich‘ kennen sich nicht

Über die Liebe ist schon vieles gesagt und auch geschrieben worden, aber letztendlich lässt sie sich nicht durch Worte beschreiben oder ausdrücken. Ich versuche es trotzdem. Die Liebe ist die Quelle unserer Existenz, und sie steht für die einzige Wirklichkeit, die es gibt. In den verschiedenen Religionen und im spirituellen Sprachgebrauch wird dies auch als ‚Einssein‘ bezeichnet. Der Ursprung des Lebens kommt aus dieser Quelle. Diese Wirklichkeit entzieht sich der Möglichkeit des Verstehens, da das Denken nur aus den Fragmenten unserer eigenen erschaffenen Realität besteht – womit wir beim ‚Ego‘ angelangt sind.

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Das Ego oder ‚Ich‘ ist ein eigenständiges autonomes Individuum, unabhängig und frei von einer Quelle. Das ‚Ich‘ sieht sich als eigener Schöpfer und ist daher das Zentrum der Ursache. Das ‚Ich‘ oder Ego ist nicht imstande die Wirklichkeit der Liebe als Ausdruck der Quelle zu erfahren, da sich das Ego als eigene Quelle der Schöpfung betrachtet. Es ist vergleichbar mit einem Computerprogramm basierend auf neuronalen Netzwerken. Es besteht aus interpretierten abgespeicherten Daten, die im Laufe des Lebens durch die Sinne angesammelt und katalogisiert wurden. Dazu gesellen sich erlerntes Wissen, Meinungen und Überzeugungen. Im Grunde wie die Festplatte eines Computers. Das Ego ist deswegen nichts weiter als ein Teil Ihrer Überzeugungen über Sie selbst.

„Erst wenn Sie die Definition Ihres Selbstbildes ändern, um sie Ihrem Lebensplan anzupassen, werden Sie verstehen, warum in der Vergangenheit nie etwas wirklich funktioniert hat.“

– Shannon L. Alder

Falls Sie also der Meinung sind, dass das Universum ein feindlicher Ort ist, dann wissen Sie jetzt, dass diese Annahme von Ihrem Ego getroffen wurde. Da jedes Ego als eigener abgespaltener Prozess fungiert, steht jedes Ego im Widerspruch zu jedem anderen Ego. Daraus ergeben sich unentwegt Konflikte und Meinungsverschiedenheiten. Ebenso sämtliche Verweigerung-Strategien, die uns davon abhalten, jemals die Wirklichkeit erfassen oder erfahren zu wollen.

Die Entscheidung zwischen Vanilleeis oder Himbeereis zu treffen ist daher meistens nichts anderes als das Ergebnis von Millionen von Berechnungen Ihres neuronalen Computerprogramms – durchgeführt in wenigen Millisekunden. Das Resultat einer solchen Entscheidung ist oft so alt wie Sie selbst. Google kann mithilfe Ihrer persönlichen Daten dieses Ergebnis sicherlich auch in ein paar Jahren berechnen. Ziele, die Sie aufgrund dieser Art des Denkens formulieren, sind isolierte und nur auf Vergangenheit basierende Gebilde. Deswegen können Ziele, die aus dem Ego stammen, keinerlei neue Impulse enthalten – insbesondere keine wesentlichen Impulse, die dem Leben als Existenzgrundlage dienen. An dieser Stelle beißt sich die Katze in den Schwanz!

Die Analogie von der Eichel und der Eiche

Die Idee, dass wir wie ein frisches, leeres Blatt Papier auf diese Welt kommen, ist das Grundkonzept oder das Glaubenssystem, das uns von Kindheit an beigebracht wurde. Dieses Stück Papier füllen wir über den Zeitraum unseres Lebens mit allgemeinem Wissen, Regeln, Richtlinien, Meinungen und Überzeugungen. Zusätzlich zu diesem ‚geliehenen‘ Wissen definieren wir wer wir sind. Daraus entsteht unsere Persönlichkeit und unsere Identität. Wir erschaffen eine Vorstellung davon wie wir uns selbst erschaffen haben. Das hört sich nicht nur nach einem gedanklichen Kurzschluss an, es ist auch einer!

Herz und Seele sind nicht Teil dieses Konzepts, es entwirft ein Bild des Menschen, das dem einer Maschine gleicht. Der Mensch entwickelt dadurch kein wirkliches Gefühl dafür wer er eigentlich ist. Er ist beliebig austauschbar mit jedem anderen der den gleichen Inhalt auf sein Papier geschrieben hat. Diese Annahme ist es auch, die der Forschung der künstlichen Intelligenz den Glauben vermittelt, dass irgendwann in den nächsten 20-50 Jahren das Gehirn komplett nachgebildet werden kann. Innerhalb dieser Zeitspanne soll die künstliche Intelligenz dem des menschlichen Gehirns in nichts nachstehen.

Diese mechanische Weltanschauung geht auf das Zeitalter Newtons zurück. Es ist eine Grundüberzeugung, die unser aktuelles Weltbild geprägt hat. Aus dieser Sicht der Welt ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:

  • Sie müssen jemand werden
  • Sie bemühen sich, besser zu sein als andere
  • Sie konkurrieren mit anderen
  • Sie können niemandem vertrauen
  • Sie sehen das Leben als ständigen Kampf
  • Sie müssen anderen beweisen, dass Sie etwas Besonderes sind
  • Sie müssen ständig Kontrolle ausüben

Was der Wahrheit unserer Natur näher kommt, lässt sich anhand der Eichel-Analogie sehr gut darstellen. Jede Eichel enthält in sich eine Blaupause (Vorlage oder Muster), um eine Eiche zu werden. Sie kann nichts anderes als eine Eiche werden, und sie stellt niemals infrage, was sie werden soll. Sie verfügt über eine eingebaute Intelligenz, die alle Informationen darüber enthält, wie sie eine perfekte Eiche wird. Glauben Sie, ein Baby ist damit beschäftigt herauszufinden, wie man ein Kind oder ein Erwachsener wird? Es passiert völlig natürlich, ganz von selbst!

Eichel
Wird aus dieser Eichel ein perfekter Eichbaum?

Jeder Samen und jede Zelle auf unserem Planeten enthält diese Art von Informationen. Sind wir Menschen eine Ausnahme davon? Jeder Samen, jeder Baum, jede Blume, jede Schneeflocke und jeder Mensch ist einzigartig. Sie müssen also nichts tun, um etwas Einzigartiges und Besonderes zu werden – Sie sind es bereits von Geburt an. Aber bilden Sie sich nichts darauf ein. Da alles in der Natur – einschließlich uns – einzigartig ist, ist es nichts Besonderes. Wir sind alle gleich in unserer Einzigartigkeit.

„Es gibt nur zwei Arten zu leben. Entweder so als wäre nichts ein Wunder oder so als wäre alles ein Wunder.“

Albert Einstein

Deshalb ist jeder Versuch etwas Besonderes zu werden eine Verleugnung dessen, was wir wirklich sind. Jede Anstrengung etwas anderes zu werden als das, was wir bereits sind, braucht einen enormen Kraftaufwand und ist Vergeudung wertvoller Energie. Stellen Sie sich vor, in Ihrem Garten sind die schönsten Blumen, aber Sie können sie nicht sehen und müssen stattdessen andere Blumen auf dem Markt kaufen. Die Vorstellung, dass wir im ‚Außen‘ suchen müssen, um das zu bekommen, was wir wollen, führt zwangsläufig zur Erfahrung von Mangel, Einschränkungen, Gier und Konflikten.

90 % aller Probleme im Leben verschwinden, wenn Ihre persönlichen Ziele nicht in Konflikt mit dem stehen, was in Ihnen bereits als Ziel angelegt ist.

Wenn Sie entscheiden, dass Sie in einem freundlichen Universum leben, dann haben sie sich damit gleichzeitig auch für die Liebe und die Quelle der Wahrheit entschieden. Es gibt diese unsichtbare Kraft, die jeden Aspekt der Realität zum höchstmöglichen Ausdruck bringen möchte. Wenn Sie diesen Kurs beibehalten, erreichen Sie Ihr Ziel, egal was passiert. Das Leben an sich hält sich nicht zurück, sondern wir halten uns vom Leben zurück. Aus dieser Perspektive ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:

  • Sie sind bereits etwas Besonderes
  • Sie haben einzigartige Gaben und Talente
  • Der Zweck Ihres Lebens ist es, Ihre Gaben und Talente auszudrücken
  • Ihre Natur ist es, mit anderen zusammenzuarbeiten
  • Ihr Leben ist gegeben, sie müssen es nicht selbst erschaffen

Welche Entscheidung treffen Sie, oder haben Sie bereits getroffen?

Für welches der beiden Konzepte Sie sich auch immer entscheiden, das Resultat beruht in beiden Fällen darauf, dass Sie daran glauben. Glauben heißt in diesem Fall, dass Sie es als wahr betrachten. Es ist eine Entscheidung, die von keinerlei Fakten abhängig gemacht werden kann, da es auf dieser Ebene keine gibt. Dadurch entspringt sie der höchsten Instanz Ihres Bewusstseins.

Die Macht der Entscheidung zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist die größte Freiheit die Sie als Mensch besitzen.

Der Begriff Souveränität, der größtenteils in Zusammenhang mit einer Staatsgewalt angewendet wird, kommt Ihnen möglicherweise in den Sinn. Das Wort hat französischen Ursprung und bedeutet so viel wie ‚Unabhängigkeit‘ aber auch ‚überlegen sein‘. Juristisch versteht man darunter die Fähigkeit einer rechtlichen Selbstbestimmung. Diese Selbstbestimmungsfähigkeit zeichnet sich durch Eigenständigkeit und Unabhängigkeit aus, und grenzt sich so vom Zustand der Fremdbestimmung ab.

Für welche Antwort Sie sich auch immer entscheiden, sie prägt die Grundmotivation in Ihrem Leben. Sie entspricht einer grundsätzlichen Haltung oder Betrachtungsweise, und zeigt sich darin, ob Sie sich für oder gegen etwas einsetzen.

Einstein schrieb in seinem Brief, dass seine Botschaft erst veröffentlicht werden soll, wenn die Gesellschaft fortgeschritten genug ist sie zu akzeptieren. Glauben Sie, dass wir jetzt dazu bereit sind, oder braucht es noch ein paar Jahrzehnte?

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Vielen Dank, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Ich hoffe, er hat Ihnen zugesagt und Sie eventuell auch etwas zum Nachdenken angeregt. Wir leben in einer Zeit mit vielen großen Veränderungen. Wenn wir mit einem lernwilligen Verstand und einem offenen Herzen in der Welt sind, dann können wir die Veränderungen annehmen und damit die Zukunft gestalten.

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